B'sundrigs
aus der Sammlung

Ein Schandmantel zur Strafe bei leichteren Vergehen, jahrhundertealte Darstellungen von Trachten aus aller Welt, Ölgemälde der Künstlerin Angelika Kauffmann – entdecken Sie laufend neu "B’sundrigs" aus unserer Sammlung.

Klicken Sie auf die Bilder, um sie zu vergrößern.

Ausgewählte Objekte aus der Sammlung des vorarlberg museums finden Sie auch im  Online-Katalog der Museen Vorarlbergs


Österreichisches Gewerkschaftshaus in Bregenz (1955 – 1960)

Adelheid Gnaiger (1916 – 1991), Engelmar Liebe (1932 – 1991)

Der von Adelheid Gnaiger in Arbeitsgemeinschaft mit Engelmar Liebe entworfene Bau war eines der wenigen Zeugnisse der Nachkriegsmoderne in Vorarlberg. Das auf Stützen stehende, durch das dichte Fensterraster transparent wirkende Bürogebäude wird über einen eingeschossigen Foyertrakt, der u.a. die Arbeiterkammerbibliothek enthielt, mit dem liegenden Veranstaltungssaal verbunden. Das Gebäude stand in der Bregenzer Rheinstraße und wurde in den 1990er Jahren durch einen Neubau ersetzt.

In der Sammlung des vorarlberg museums befinden sich Fotografien der Fassade des Gebäudes, Fotografien des Architekturmodells, Grundrisse, Schnitte, Ansichten, Detailzeichnungen.

Fotografie/Papier, 11,8 x 23,3 cm

Sisyphus auf Urlaub / Sisyphus on Vacation,
2006 – 2007

Richard Jochum (*1967)

Sisyphus auf Urlaub / Sisyphus on Vacation, 2006 – 2007, Richard Jochum (*1967), vorarlberg museum
Sisyphus auf Urlaub / Sisyphus on Vacation, 2006 – 2007, Richard Jochum (*1967), vorarlberg museum

Im Rahmen des Silvrettateliers schleppte der in New York lebende Vorarlberger Bildhauer und Medienkünstler Richard Jochum zusammen mit Freunden und Wanderern im August 2006 grau bemalte Steine vom Silvrettadorf auf den Bielerkopf. Das Gesamtgewicht der Steine betrug 314 kg.

Die tragische Seite verbündete sich dabei mit der Komischen: 61 Steine mit einem Gewicht zwischen 0.5 und 15 kg auf den Berg hochzuschleppen kann die Erosion der Alpen nicht aufhalten. In der Mühe, es trotzdem zu versuchen, liegt der Witz.

 

Land-Art Projekt, Farbfotografien und ein Video

Kleines Skapulier

Besonders in Krisenzeiten suchen Menschen auf mannigfaltige Art Schutz und Halt. Das Berühren oder Tragen von sakralen oder profanen Gegenständen schenkt Gläubigen Hoffnung und Kraft. Auch in der christlichen Glaubenspraxis gibt es ein reiches Repertoire an heilsbringenden und segnenden Objekten und Symbolen, die durch Berührung stärken. Ein solches Symbol ist das hier vorgestellte Skapulier aus der Sammlung des vorarlberg museums:

zwei kleine Stoffstücke aus Wollfilz sind durch ein Seidenband verbunden und werden so um den Hals gelegt, dass sie Brust und Rücken berühren. Die bunten Wollfilzvierecke sind mit bedruckten Abbildungen der Muttergottes und Fürbitten verziert. Ursprünglich ist das Skapulier (scapula = lat. Schulter) eine über die Schultern geworfene Arbeitsbekleidung für Mönche, die zur Arbeit auf dem Feld getragen und später in vielen Orden Teil des Ordensgewandes (z. B. der Benediktiner, Zisterzienser, Kartäuser, Dominikaner, Karmeliten) wurde. Ab dem Mittelalter entstanden Laienorden mit dem Anspruch, den Alltag nach Vorbild der Bettelorden zu leben. Die Zugehörigkeit zeigte sich in äußeren Zeichen, etwa einer Miniaturausgabe des großen Skapuliers, das nun diskret unter der Alltagbekleidung getragen werden konnte.

 

Seide, Wollfilz, Papier, bedruckt, undatiert, Länge 68 cm

Hasso-Gehrmann-Küche ("Küche 2000"), um 1969/70

Hasso Gehrmann (1924-2008)

Die "Küche 2000" von Hasso Gehrmann, der u. a. auch Chefdesigner bei Elektra Bregenz war, stellt ein modernes Küchencenter dar und beinhaltet alles, was zu einer komfortablen Küche gehört – einen geräumigen Kühlschrank, den selbstreinigenden Backofen mit Infrarotgrill, einen ringförmigen Dunstabzug. Ebenso einen im Zentrum emporsteigenden Geschirrspüler und diverse Haushaltskleingeräte wie Kaffeemühle, Allesschneider etc. - allesamt eingebaut nach seinem Verständnis von „theoretischem Design“ mit der Erschließung der „subjektiven Logik“.

Filzstift, Bleistift, Tempera/Zeichenkarton, Höhe 70,2 x Breite 78,8 cm

Madonna mit der Zahl 7, undat.

Franz Huemer (1924 – 2012)

Seine künstlerische Karriere beginnt Huemer nach traumatischen Erlebnissen in der Kriegsgefangenschaft und Aufenthalten in psychiatrischen Kliniken Mitte der 1950er Jahre. Huemer schlägt sich als Holzschnitzer mit der Herstellung von Krippen und Kopien barocker Heiligenfiguren durch. Nach einem künstlerischen „Erweckungserlebnis“ beginnt der Künstler, auf seinen Streifzügen Wurzeln zu sammeln, die er in Skulpturen verwandelt.

Um die im Holz versteckten Figuren herauszuarbeiten, benützt er Schnitzmesser und Pinsel. Das Sehen und Entschlüsseln sieht Franz Huemer bald als seine eigentliche künstlerische Aufgabe und begreift sich fortan selbst als Visionär und Zwischenzeilenleser. Aus einem nahe des Göfner Schrofen gefundenen Baumstamms unter Einbeziehung der vorhandenen natürlichen Formen gearbeitete Plastik, die Rinde gibt zugleich den Mantel ab.

Holz, farbig gefasst, Höhe 80 cm

re:tracing the feminist art movement, 1996

Ulrike Müller (*1971)

Die international erfolgreiche Künstlerin Ulrike Müller fand zu diesem Fotoprojekt durch die Beschäftigung mit feministischer Kunst der 1970er Jahre in Los Angeles. Basierend auf Recherchen im Umfeld der zweiten Frauenbewegung begann sie, sich mit der Geschichte feministischer Orte zu befassen, die für viele Frauen sehr wichtig waren, nach ihrem Ende im Stadtbild aber keine Spuren hinterlassen hatten. Müller beauftragte die Fotografin Monica Nouwens, Fotos der ehemaligen Adressen selbstorganisierter feministischer Kunst-Orte zu machen.

re: tracing the feminist art program, ein verwandtes Projekt, das sich mit den ehemaligen Studierenden des Feminist Art Program (CalArts 1971-1975) befasst, ist im Internet unter www.encore.at/retracing publiziert.

Farbfotografien, 40 x 40 cm

Helm vom Typ Hagenau, 1. Jhd. n. Chr.

Der Bronzehelm vom Typ Hagenau gilt als Standardhelm der augusteischen Legionen. Neben vielen weniger gut erhaltener Militaria wie Gürtelblechen, Helmbuschgabeln, Eisenwaffen, u.ä. ist er ein beredtes Zeugnis der „Okkupationszeit“. Sein Fundort (Waldstück in der Nähe des spätantiken Kastells Schaan/FL) lässt gar eine Nähe zu den Alpenfeldzügen des Tiberius und Drusus 15 v. Chr. vermuten.

Bronze, größte Höhe 29 cm, Breite 26 cm

Am liebsten trage ich kein Bügelbrett, 2018

Christine Lederer (*1976)

2019 konnte Christine Lederer mit der Arbeit „Am liebsten trage ich ein Bügelbrett“ den Kunstpreis der Hypo Vorarlberg für sich entscheiden. Da hielt die Künstlerin das Bügelbrett noch als Schutzschild vor dem Körper. Am 7. Mai 2020 wäre in der Galerie allerArt, Bludenz, die von der Kunstkommission erworbene Arbeit ohne Bügelbrett ausgestellt worden - nebst allen im Jahr 2019 erworbenen Kunstankäufen. Leider kann die Ausstellung aus aktuellem Anlass heuer nicht stattfinden. Die »barockesken« Haare sind übrigens aus Hanf – Humor ist Christine Lederer in ihren Arbeiten essentiell. Lassen wir uns von ihrem Mut und Humor inspirieren!

Digitaldruck/Affichenpapier, Höhe 280 x 180 cm

Gebildbrot Osterhase, 1960

Frei von Hand geformte Brote, die anlässlich von Festen zumeist des Kirchenjahres gebacken und verzehrt werden, kennen wir heute noch. Dieser Osterhase wurde vom Bäckerinnungsmeister Otto Streng, Anton Schneider Straße, Bregenz im Jahr 1960 hergestellt und macht bis heute eine „gute Figur“.

Hefeteig, Länge 34,6 cm

Weihestein an die Pferdegöttin Epona, 1./2. Jhd. n. Chr.

Die ursprünglich keltische Göttin der Pferde fand in römischer Zeit weite Verbreitung. Sie war nicht nur Schutzgöttin der Pferde(ähnlichen), der Ställe, Reiter, Fuhrleute, Reisenden, des Handels und des Verkehrs, sondern besaß auch den Status einer offiziellen römischen Heeresgottheit.

Das Original des Weihesteins war bis 1890 über dem Nordtor der Bregenzer Oberstadt eingemauert. In Unkenntnis der ursprünglichen Bedeutung, wurde die Göttin Epona von der Bevölkerung zur Stadtretterin vor den Appenzellern „Ehreguta“ uminterpretiert.

Sandstein, Höhe 84 cm, Breite 103 cm

Selbstbildnis, 1930

Flora Bilgeri (1900 – 1985)

Die Schwester des Historikers Benedikt Bilgeri schuf ohne künstlerische Ausbildung ein einzigartiges malerisches Werk. Mit 70 Jahren begann sie Tonbandaufnahmen von sich zu machen und schrieb Tagebücher. Über ihr Leben notierte sie: „Mit 15 stürzte ich mich aufs Erkennen. Mit 30 stand ich fest. Mit 40 zweifelte ich nicht mehr. Mit 50 kannte ich das Himmelsgesetz. Mit 60 war mein Ohr aufgetan. Mit 70 konnte ich tun, was mein Herz wünschte, ohne das Maß zu übertreten.“

Tempera/Karton, 31,5 x 35,5 cm

Hohenemser Positiv, 16. Jhd.

Orgelpfeifen

In der Renaissancezeit war die Tragorgel vornehmlich das Instrument wohlhabender Adeliger und Bürgerlicher und diente weltlichen Freuden, aber auch geistlicher Erbauung. Das Positiv, einst im Besitz der Grafen von Hohenems, wurde vermutlich im 16. Jh. in Südtirol hergestellt. Das truhenförmige Gehäuse, ein kunstvolles Schnitzwerk aus Pappel- und Birnenholz mit Kandelabersäulen und Akanthus-Rankenornamenten, ist typisch für die Renaissancezeit.

Pappel- und Birnenholz, Höhe 96 x Breite 72 x Tiefe 42 cm

Weihnachtskrippe, 2018

Krippenfreunde Rankweil

Das vorarlberg museum hat sich zum Ziel gesetzt, jeweils eine Weihnachtskrippe von den 19 Krippenbauvereinen des Landes zu erwerben. Mit großer Freude zeigen wir diese eigens für unsere Sammlung hergestellten Krippen in der Vorweihnachtszeit 2020. Wie jede Architektur entsteht auch eine Weihnachtskrippe im Team. Unter den Krippenbaumeister*innen befinden sich Planer, Baumeister, Hintergrundmaler, Pflanzensammler, Landschaftsmodellierer, Figurenschnitzer, Fassmaler, Elektriker, Schneider ...

Verschiedene Materialien, Höhe 76 x Breite 103,5 x Tiefe 81,5 cm; Figuren aus Zirbenholz, gewachst, Höhe 10 cm

Porträt Gräfin Emilie Raczinska, um 1835

Johann Conrad Dorner (1809 – 1866)

Porträts waren neben der sakralen Malerei die Passion des 1809 in Balderschwang geborenen und in Hittisau aufgewachsenen Malers Johann Conrad Dorner. Nach seinem Akademiestudium in München bei Peter von Cornelius blieb er einige Jahre dort, bevor er sich 1844 in St. Petersburg niederließ. Hier fand er rasch Aufnahme in der gehobenen Gesellschaftsschicht und erhielt zahlreiche Porträtaufträge der Zarenfamilie. Ab 1857 lebte er in Rom, wo er im Kreis der Nazarener-Maler umging. Jedes Jahr hielt sich Dorner in den Herbstferien in seiner Heimat auf und fertigte dort Porträts von angesehenen Personen im Bregenzerwald. Bei der hier Dargestellten handelt es sich um die junge Gräfin Emilie Raczinska, am Spinett sitzend. Ihre Familie erbaute im 19. Jahrhundert die Villa Raczyński in Bregenz, heute im Besitz des Klosters Marienberg.

ÖL/Leinwand, 28,7 x 22,5 cm

Büste Rudolf Wacker, 1924

Albert Bechtold (1885 – 1965)

Albert Bechtold zählt zu den Wegbereitern der kubistisch-abstrahierten Formensprache in Österreich. Mit seinen Plastiken und den monumental-visionären Denkmalentwürfen setzte er in der Zwischenkriegszeit nonkonformistische Akzente. 1924 gestaltete er eine Büste seines Künstlerkollegen Rudolf Wacker. Mit scharfkantig aneinanderstoßenden Formen schuf er einen reduzierten in sich gekehrten Kopf.

Bronze, Höhe 68,3 x Breite 61 x Tiefe 20 cm

Büste Rudolf Wacker, 1924, Albert Bechtold (1885 – 1965) © vorarlberg museum
Büste Rudolf Wacker, 1924, Albert Bechtold (1885 – 1965) © vorarlberg museum

Silberschatz von Lauterach, 2. Jhd. v. Chr.

Der „Schatz von Lauterach“ umfasst vier Schmuckstücke (Armreif, Fingerring, zwei mit einem Kettchen verbundene Fibeln aus Silber, Fingerring aus Bronze), drei keltische und 23 römische Silbermünzen. Das Ensemble wurde wohl um 100 v. Chr. im „Lauteracher Ried“ in einer Torfwiese („auf dem Stand“) deponiert und im Sommer 1880 beim Torfstechen in ca. 30 cm Tiefe entdeckt.

Oster-Beicht-Schein

aus der Stadtpfarre Feldkirch, 1864

Mit einem Beichtzettel konnte man belegen, dass man bei der katholischen Beichte war und somit das Bußsakrament empfangen hat. Die Beichtzettel wurden fallweise sogar kontrolliert, was mancherorts einen regen Schwarzhandel zur Folge hatte. Beichtzettel in dieser Funktion sind schon lange nicht mehr in Gebrauch.

Druck/Papier, 4 x 8,5 cm

Collage aus der Serie "Is my world your world", 2017

Katja Berger (*1973)

Einer der aktuellsten Ankäufe durch die Kunstkommission ging Anfang März 2020 im Depot des vorarlberg museums ein. Katja Berger (geb. 1973) verwendet in dieser Serie Bildmaterial aus Büchern der 50er und 60er Jahre. Durch ihre collagierte Verarbeitung entstehen neue Konstrukte, die auch gesellschaftliche Fragestellungen aufwerfen, wie unter anderem über den Platz von Menschen in ihrer Umgebung, deren Verortung und dem menschlichen Maßstab.

Mischtechnik/Lwd., Höhe 25 x Breite 20 cm

Selbstbildnis, 1937

Edmund Kalb (1900 – 1952)

Kalbs Werk (mit über 600 ausgeforschten Selbstbildnissen und nach eigenen Angaben ungefähr 1000 Selbstbildnissen) ist in der Nähe der experimentellen Kunst seiner Zeit anzusiedeln. Die hundertfache Wiederholung seines Gesichtes bei geringfügiger Abwandlung der Ausdrucksmittel rückt Kalb in unmittelbare Nähe zum Formalismus der 1920er Jahre. Zu Lebzeiten als Künstler im Landesmuseum nicht präsent, konnte das Haus Ende der 1960er Jahre 150 Zeichnungen und Grafiken direkt aus dem Nachlass erwerben und besitzt somit die größte und qualitativ wertvollste öffentliche Sammlung von Arbeiten Kalbs.

Aquarell/Papier, Höhe 47,5 x Breite 35,8 cm

Bregenzerwälder Schappele

undat., 1800 – 1939

Beim sog. Schappele handelt es sich um die feiertägliche Kopfbedeckung lediger Bregenzerwälderinnen. Es besteht aus einem mit schwarzem Samt überzogenen Kartonreif, der auf der Rückseite üblicherweise mit dem Marienmonogramm in Anlegetechnik bestickt ist.

Gefertigt wird die Krone aus Goldfäden, -bouillon und –pailletten. Ein rotes Seidenband wird am Kronenansatz durch das Drahtgestellt gefädelt.
Das Schappele gehört zur Sammlung Agnes Kinz. Die Bregenzerin trug zwischen den beiden Weltkriegen insgesamt 96 Hauben, Hüte und Krönele zusammen – in einer Zeit, als die Trachtenbegeisterung und der Wunsch nach der Pflege und Wiederbelebung der Tracht in Vorarlberg eine große Rolle spielten. Im Jahr 2007 gelangte die gesamte Sammlung als Schenkung an das vorarlberg museum.

Stickerei, Karton, Samt, Draht, Bouillon, Stoff, Bänder / Höhe 9cm; Dm (Reif): 13cm, Dm (Krone): 19cm

Zwillingsstein, 1999

Hannes Ludescher (*1946)

Hannes Ludescher (geb. 1946 in Feldkirch) baut sein gesamtes künstlerisches Schaffen auf der Auseinandersetzung mit Landschaft auf. Vor allem Steine haben ihn immer schon fasziniert. Nach Vorlagen aus der Natur werden diese in teils tausendfacher Vergrößerung als „Papiersteine“ nachgebaut. Dabei verkleidet er ein Gerüst aus Haselruten mit Papier/Aquarell). In der Sammlung des vorarlberg museums befindet sich das seltene Exemplar eines nachgebildeten Zwillingssteines, einem Findling aus dem Rhein. Welcher ist wohl das Original?

Stein (Findling Rhein), Papier, Aquarell, je 19 x 13, 5 x 8 cm

Auer Lehrgänge, frühes 18. Jhd.

Die Auer Lehrgänge bezeichnen ein Sammelwerk von publizierten Architekturzeichnungen anderer Architekten sowie Zeichnungen eigener Entwürfe. Deren Besitzer sind bis ins frühe 18. Jh. bekannt. Es ist eine Grundlehre der Architektur, die als Hilfsmittel zur Ausbildung des Nachwuchses der Auer Zunft und somit der Vorarlberger Barockbaumeister verwendet wurde. Dank einer Schenkung des Architekten Jakob Albrecht können wir sie nun zu unserer Sammlung zählen.

Tusche/Papier, Höhe 34 x Breite 23,6 x Tiefe 4,2 cm

Goldene Bodenhaube, undat., vermutl. 19. Jhd.

Seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Bodenhaube in verschiedenen Formen und Materialien in bürgerlichen Kreisen getragen. Den Namen erhielt die Haube vom separaten, reich bestickten Boden, dem „Bödele“. Bei der Goldhaube handelt es sich um eine schmale, starre Goldhaube aus Seide mit Goldspitze am Rand um das Gesicht versehen. Die gesamte Haube ist mit goldenen Pailletten, Lahn und Goldfaden bestickt. Das Bödele zeigt eine blumenförmige Goldreliefstickerei. Im Nackenbereich sind die breiten gemusterten Seidenbänder zu einer Schleife gebunden. Im Inneren ist die Haube mit Leinen gefüttert.

Seide, Goldspitze, Pailleten, Lahn, Goldfaden, Leinen / Höhe 21 x Breite 10 x Tiefe 13,5cm

Weibliche Büste, undat.

Georg Feurstein (1840 – 1904)

Seit Winckelmann und Goethe galt eine Romreise für fast jeden Bildhauer als Krönung seiner Ausbildung. Ganz selbstverständlich wurden von den Bildhauern antike und christliche Motive miteinander verschmolzen. Die Porträtskulptur nach dem Ideal eines zeitlosen Menschenbildes wurde von Georg Feurstein (1840–1904) für eine Vorarlberger Industriellenfamilie angefertigt. Die klassischen Grundwerte, wie statuarische Klarheit und Tektonik, Reduktion von Form und Inhalt auf das Allgemeingültige, Ideale spiegeln den Geschmack der Zeit wider.

Marmor, Höhe 52 cm

Palmesel,
2. Hälfte 15. Jhd.

„Jesus fand einen jungen Esel und setzte sich darauf – wie es in der Schrift heißt: Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt; er sitzt auf dem Fohlen einer Eselin.“ (Johannes, 12, 12-19, Der Einzug in Jerusalem)

Der Einzug Jesu, reitend auf einem Esel, wurde im Mittelalter durch Mitführen einer hölzernen Figurengruppe – Christus auf dem Esel oder kurz „Palmesel“ – bei der Palmsonntagsprozession lebensnah veranschaulicht. Eine der frühesten Überlieferungen einer Palmeselprozession in diesem Sinne schildert die Vita des Bischofs Ulrich von Augsburg (923-973).

Der Einzug Jesu in Jerusalem gleicht dem Einzug eines Königs, der der mittelalterlichen Stadtbevölkerung vertraut war. Ein König reitet allerdings hoch zu Ross und nicht auf einem Esel, dem Reittier der einfachen Leute, einem Lastentier, dem große Ausdauer, Willensstärke und Leidensfähigkeit zugesprochen wird.

Die Darstellungen der Palmesel folgen einem Typus, d.h. im Wesentlichen sehen sie alle fast gleich aus. Bei den älteren erhaltenen Exemplaren ist Jesus mit einer Tunika bekleidet, trägt in der einen Hand ein Buch (Evangeliar) und segnet mit der anderen Hand die Anwesenden. 

Der Palmesel der Sammlung des vorarlberg museums wird in die 2. Hälfte des 15. Jh. datiert. Hier hat sich die Mode bereits etwas geändert. Die Christusfigur trägt einen Mantel, der der mittelalterlichen Herrschertracht folgt. Die rechte Hand im Segensgestus erhoben, die linke hält die Zügel, die zumeist aus Leder waren und sich bei unserem Palmesel nicht erhalten haben. Ein ähnlich aussehender Christus sitzt auf dem Palmesel, der sich im Historischen Museum der Stadt Basel (Seeschwaben um 1500) befindet.

Unser Palmesel steht auf einer später hinzugefügten Bodenplatte. Mancherorts haben sich Palmesel mit Rädern, d.h. sie stehen auf einem Wägelchen, erhalten. Das Ziehen oder das Tragen des Palmesels galt als besondere Ehre.

Ursprünglich erfüllte der Palmesel des vorarlberg museums in der Pfarrkirche Egg seine Aufgabe und wurde 1879 vom Vorarlberger Museumsverein für das Landesmuseum gekauft. Die mündliche Überlieferung besagt, dass der Egger Palmesel am Palmsonntag nach der Feier der Palmweihe in einer Prozession um die Kirche geführt worden sei und die Gläubigen ihn mit ihren Palmen berührten. Der Egger Esel hat noch eine besondere Eigenschaft: Die Christusfigur lässt sich abnehmen. Es gibt Erzählungen – nicht von Egg aber von anderen Orten - dass Kinder gegen Bezahlung eines Kreuzers auf dem Palmesel reiten durften, was sich positiv auf deren Entwicklung auswirken sollte. Außerdem konnte der Esel ohne Christusfigur auch bei Krippenspielen zum Einsatz kommen.

Nun stellt sich die Frage, warum die Palmesel aus den heutigen Palmsonntagsprozessionen verschwunden sind. Einerseits war es eine Skulptur im Gebrauch, sie wurde im Freien über Stock und Stein bewegt, von Kindern genutzt, mit Blumen und Eierkränzen geschmückt und war irgendwann „verbraucht“. Andererseits wurde die Verwendung von lebensnahen Skulpturen/Bildern in der Kirche zeitweise ungern gesehen, wenn nicht verboten. Sie wurden bewusst zerstört. In diesem Zusammenhang spricht der Volksmund auch von „Eselsmetzger“.

Der Volksfestcharakter zu dem sich einige Palmsonntagsprozessionen auswuchsen, bekräftigte die Gegner der Palmesel. Der Chronist Dominikus Debler aus Schwäbisch Gmünd vermerkte z.B. um 1800 „[…] außer dem Heiland und dem Esel niemand mehr nüchtern heimkam.“

So sind heute die meisten Palmesel nur noch in musealen Sammlungen zu bewundern.

Ach ja, und sollte zu Ihnen jemand sagen „Du machst a Gsicht wie an Palmesel“ so ist das nicht unbedingt ein Kompliment.

Schnürmieder mit Hüftpolster, um 1750

Das Schnürmieder des 18. Jahrhunderts hatte die Funktion – im Gegensatz zum ausladenden Reifrock – die Taillen der Frauen so schmal wie möglich erscheinen zu lassen und gleichzeitig den Busen nach oben zu drücken. Diese Mieder waren vollständig mit Fischbeinstäbchen ausgesteift und mit einem dekorativen „Stecker“ in der vorderen Mitte ausgestattet, über den die Schnürung verlief und der meist unter dem darüber getragenen Manteau-Kleid sichtbar blieb. Zur Hüfte hin lief das Mieder in sogenannten Schuppen oder Schößchen aus, die sich der Weite des Rockes anpassten. Das Mieder ist mit blauem Seidendamast in Blumenmuster glatt überzogen, sodass der eigentliche Schnitt (bestehend aus 12 Teilen, im Leinenfutter erkennt man die dichten Nähte der Stäbchen) verborgen bleibt. An den Seiten der Schöße befinden sich am unteren Rand befestigte Hüftpolster, die der Entlastung der schweren Reifröcke dienten.

Seidendamast, Leinen, Fischbein / Länge vordere Mitte: 31,5 cm

Doppelporträt,
um 1930

Fritz Krcal (1888 – 1983)

Die Kunst des Italienischen Trecento und Quattrocento, die der Bregenzer Künstler auf seinen zahlreichen Italienreisen eingehend studiert hatte, war das Vorbild zahlreicher Porträts; die unmittelbare Nähe zum Realismus eines Piero della Francesca ist offensichtlich. Um seinen Lebensunterhalt finanzieren zu können, arbeitete er ab 1922 als Porträtmaler in Genua und Rapallo, wo er große künstlerische und materielle Erfolge verbuchen konnte. Unter anderem malte er so berühmte Persönlichkeiten wie den Schriftsteller und Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann.

Öl/Hartfaserplatte, 30,2 x 42,5 cm

Kasel, 1650 – 1700

liturgisches Gewand

Entwurf für ein Heldendenkmal im Bodensee für die Stadt Bregenz, 1929/1930

Bartle Kleber (1884-1953) / Alfons Fritz (1900-1933)

1929 lud die Stadt Bregenz den Architekten Alfons Fritz (1900 – 1933) und den Bildhauer Albert Bechtold (1885 – 1965) ein, einen Entwurf für ein Kriegerdenkmal einzureichen. Beide Entwürfe wurden öffentlich ausgestellt und die Bevölkerung konnte ihren Kommentar dazu abgeben. Das Für und Wider wurde in der Vorarlberger Tageszeitung diskutiert. In unserer Sammlung befindet sich der Entwurf von Alfons Fritz, gemalt von seinem Freund Bartle Kleber: Eine Insel im See – zwischen Wirtshaus am See und Festspielbühne gelegen. Ein der Rundung der Insel entlanglaufender Landungssteg, eine Plattform mit Altar und Kreuz, eine Andachtskapelle mit Krypta im Untergeschoss.

Sein Entwurf schied schlussendlich aus dem Wettbewerb aus. Der Entwurf von Albert Bechtold gewann und man gab ihm den Auftrag, das Kriegerdenkmal für die Stadt Bregenz zu errichten. Dieses steht heute noch neben der Pfarrkirche St. Gallus.

Bartle Kleber (1884-1953) / Alfons Fritz (1900-1933), Entwurf für ein Heldendenkmal im Bodensee für die Stadt Bregenz, 1929/1930, Öl/Hartfaserplatte, Höhe 45,7 x Breite 60,9 cm

Opferlandschaft, 1988

Richard Bösch (*1942)

Die Malerei, international lange Zeit als anachronistisches Medium eingestuft, kehrte mit den 1980er Jahren zurück.  Es gab jedoch immer schon Künstler, die sich nicht durch Trends von der Malerei abhalten ließen. Dazu zählt Richard Bösch, dessen Werk einen wesentlichen Beitrag zur Vorarlberger Malerei nach 1960 bildet. Mit seiner unverkennbaren Eigenart von Strich und Pinselführung ist er ein Meister der dunklen Töne.

Stoffdruckmodel,
1851 – 1900

Der Modeldruck gehört zu den ältesten Druckverfahren von Stoffen. Das Muster wird dabei phasenweise aufgebaut und jede einzelne Farbe einzeln gedruckt. Mit viel Fingerspitzengefühl, Präzision und Erfahrung schnitzte und stoch der sogenannte Formenstecher die Druckmodel nach der Mustervorlage. Die Formenstecher waren spezialisierte Facharbeiter, die hohes Ansehen genossen. Ab dem frühen 19. Jahrhundert etablierte sich Hard zu einem Zentrum der Formenstecherei. Das kleine Stoffdruckmodel zeigt ein klassisches Paisleymotiv, das aus zarten floralen und geometrischen Elementen besteht.

Holz, Messingstifte und Stege, Höhe 7 x Breite 5 x Tiefe 5 cm

Goldene Hand,
1./2. Jhd. n. Chr.

Die mit leicht abgebogenen Fingern einen Blätterkelch haltende linke Hand ist ein Überrest einer ca. 3,6 m großen römischen Kolossalstatue, der sich wohl nur durch einen glücklichen Zufall erhalten hat. Die Statue war ehemals wahrscheinlich auf dem römischen Forum von Brigantium/Bregenz aufgestellt. War sie das Abbild einer Gottheit? Oder vielleicht einer vergöttlichten Kaiserin/eines vergöttlichten Kaisers? Wir wissen es nicht.

Bronze, vergoldet, Höhe 53,5 cm, größte Breite 25 cm

Der Tod der Alkestis, 1790

Angelika Kauffmann (1741 – 1807)

Angelika Kauffmann beschreibt in ihrer Werkliste dieses Gemälde als eines ihrer Hauptwerke und weist besonders auf die Vielfalt des menschlichen Ausdrucks und auf die gelungene Farbigkeit hin. Mit Alkestis, die sich bereit erklärt, für ihren Mann zu sterben, da die Götter ein Menschenopfer verlangen, stellt sie eine weibliche sterbende Heldin in den Mittelpunkt. Die sogenannte Gattentreue, die absoluter nicht gezeigt werden kann, wird durch die Tatsache, dass neben einer Ehefrau auch eine geliebte Mutter aus dem Leben gerissen wird, besonders tragisch.

 

Öl auf Leinwand, Höhe 114 x Breite 154 cm

Samina, 2012

Harald Gfader (*1960)

2012 von der Kunstkommission angekauft, befindet sich diese Arbeit seit eben diesem Jahr als „Büroschmuck“ in den Räumlichkeiten von Landeshauptmann Markus Wallner im Landhaus. Mit dem „Büroschmuck“ wird aus einer Möglichkeit geschöpft, Werke von Kunstschaffenden Vorarlbergs dauerhaft präsentieren zu können. Durch die mediale Berichterstattung aus diesem Räumlichkeiten ist das Motiv sicher schon dem oder anderen „Vorarlberg heute – Seher“ bekannt. Harald Gfader (geb. 1960 in Feldkirch) hat diese Art von Darstellung seiner Heimat in einer Serie langer querformatiger Panoramabilder noch weiter fortgeführt.

Mischtechnik/Lwd., Höhe 20 x Breite 230 x Tiefe 8,5 cm

Interview mit Harald Gfader in Zusammenhang mit den Kunstankäufen des Landes Vorarlbergs 2018

Musterbuch Uso Merinos, 1828

Hersteller: Jenny&Schindler, Hard

Ein Blick in die frühen Musterbücher des Harder Textildruckers Jenny&Schindler führt uns das handwerkliche Können der hochspezialisierten Formenstecher und deren phantasievolle Mustergestaltung vor Augen. Die Musterbücher aus der Gründerzeit des Unternehmens zeigen den Innovationsgeist des Unternehmens. Neben klassischen türkischroten Tüchlein mit üppigen Kaschmir- oder Rosenmotiven, die in der gesamten österreichisch-ungarischen Monarchie begeisterten Absatz fanden, lassen sich in den Musterbüchern auch überraschend moderne geometrische Allovermuster entdecken. Eine Inspirationsquelle, auch für aktuelles Musterdesign.

Karton, Leder, Papier, Baumwolle bedruckt; Länge 33,2 x Breite 28 x Tiefe 7,8 cm

Schnapshund, Scherzglas, 18. Jhd.

Herstellungsort: vermutlich Herzogenweiler, Baden-Württemberg

Wer wäre nicht gerne bei einem feucht fröhlichen Trinkgelage des 18. oder 19. Jahrhunderts dabei gewesen? Wichtig zur Unterhaltung waren die sogenannten „Scherzgläser“, die in zahlreichen Formen als Trinkgläser fungierten, deren Entleerung aber mit einigen Hindernissen verbunden war. Zu den häufigsten bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts beliebten Exemplaren zählten die sogenannten Schnapshunde. Der Schnapshund aus unserer Sammlung wurde zu einem walzenförmigen Körper geblasen und gezogen und dann mit einem rautenförmigen Noppenmuster ausgestaltet. Die Beine und der Schwanz wurden frei angesetzt. Unterhalb des Schwanzes liegt ein Zinnschraubverschluss. Laut Aufzeichnungen stammt der Schnapshund aus Herzogenweiler im Schwarzwald, der, wie das benachbarte Allgäu, ein wichtiges Zentrum der Glasmacherei war.

Glas, geblasen und gezogen, Zinn, Höhe 10,2 x Breite 15,2 x Tiefe 7 cm

Tintenbehälter,
17. Jhd.

Die gesamte Oberfläche des Tintensets aus Elfenbein ist mit aufwändig geschnitzten Ornamenten und Bemalungen geschmückt. In der Mitte ermöglicht ein Schraubverschluss das Öffnen des Gefäßes, welches neben einem Behältnis für Tinte auch eine beinerne Streusandbüchse enthält.

Elfenbein, Höhe 11 cm, DM 3,5 cm

Das Fenster, 1931

Rudolf Wacker (1893 – 1939)

Erster Weltkrieg, russische Gefangenschaft, Revolution, Metropole Berlin, Kleinstadt Bregenz - dies sind Stationen im Leben Rudolf Wackers. Zu Beginn seines Schaffens noch dem Expressionismus verpflichtet, wendet sich Wacker in den späten zwanziger Jahren der Neuen Sachlichkeit zu. Zwei Drittel seines Werkes widmete Wacker der Stillebenmalerei, die überhaupt als das Thema der Malerei des Magischen Realismus angesehen werden kann. In seinen Porträts, Stillleben, Städte- und Landschaftsbildern schildert er die Wirklichkeit in altmeisterlicher Manier mit dem Anspruch, die Dingwelt zu entschleiern und die Trümmer der bürgerlichen Welt darzustellen.

Mischtechnik auf Holz, Höhe 108 x Breite 93 cm

Schuss / Gegenschuss, 2018

Arno Gisinger (*1964)

Arno Gisinger studierte Geschichte, Philosophie und Fotografie in Innsbruck, London und Arles. In seiner Arbeit geht es Arno Gisinger um Fragen der Darstellung von Geschichte und Erinnerung in den visuellen Medien mit Schwerpunkt Fotografie.

Landschaft mit historischem Grenzstein "19" am Alten Rhein. Die Arbeit ist im Rahmen des Projekts "Sag Schibbolet! Von sichtbaren und unsichtbaren Grenzen" zwischen 2017 und 2018 entstanden und zeigt einen Grenzstein am Alten Rhein aus unterschiedlichen Perspektiven, fotografiert mit einer analogen Panorama-Kamera.

Hl. Martin, um 1515/20

Meister von Ottobeuren

Der hl. Martin sitzt auf einem nach links schreitenden Pferd. Der zum hl. Martin aufblickende Bettler hält den herabgleitenden Mantelumhang an seinen entblößten Oberkörper. Beachtenswert ist der stark ausgeprägte Parallelfaltenstil. In der deutschen Plastik der ausgehenden Spätgotik und der beginnenden Renaissance fand der Parallelfaltenstil in den Werken des Ottobeurer Meisters seine reinste Ausprägung.

Lindenholz, Höhe 155 x Breite 109 cm

Die Sinnende, 1926

Anna Margaretha Schindler (1893 – 1929)

Als Tochter des Elektropioniers und Industriellen Friedrich Wilhelm Schindler, erhielt Anna Margaretha Schindler ihre erste Ausbildung an der Genfer Kunstschule, um anschließend ab 1922 an der Wiener Akademie zu studieren (Müllner-Schülerin). Die früh verstorbene Künstlerin hat mit wenigen Ausnahmen fast nur weibliche Körper gestaltet. Eines ihrer Spezialgebiete war - neben dem Akt - das Kleinporträt, in Bronze und Elfenbein.

Marmor, Höhe 114 cm

Gartenglocke, 19. Jhd.

blasiges (dunkel)grünes Formglas

Wie formschön und praktisch im 19. Jahrhundert gegärtnert wurde, führt dieses mobile Gewächshaus eindrucksvoll vor Augen. Glocken wie diese wurden nämlich zum schnellen Reifen auf Gartenfrüchte (Kürbisse, Melonen, Zucchini) gestülpt.

Höhe 24 cm, Boden 37,7 cm

Schmerzensmann, 1468

Das seit dem 14. Jahrhundert so ungemein beliebte Thema des Schmerzensmannes (auch Erbärmdebild oder Misericordia domini genannt), stellt Christus, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, mit den Merkmalen des Kreuzestodes dar. In mystischer Weise wird auf die Passion durch die Beigabe zahlreicher Leidenswerkzeuge, der sog. Waffen Christi (arma Christi) angespielt. Die Vorliebe für diese Dinge, die sich bis in die minutiöse Aufzählung der 30 Silberlinge verliert, hängt jedenfalls zusammen mit der seit dem 14. Jahrhundert nachweisbaren Einführung von Festen zu Ehren bestimmter Leidensinstrumente.

Tempera/Tannenholz, Höhe 114 x Breite 154 cm

Radhaube der Bregenzer Tracht, E. 19. Jhd./A. 20. Jhd.

Die sog. Bodensee-Radhaube entwickelte sich im 19. Jahrhundert aus einfacheren Haubenformen zur städtischen Tracht. Bödele, Spitzenvorstoß und Streif bilden die eigentlich Haube. Das Rad mit der Seidenmasche ist der auffälligste Teil bzw. Namensgeber der Haube und besteht meist aus ornamental geformter Laméspitze. Bei der Haube handelt es sich um eine etwas untypische Radhaube: verschiedene gestickte Materialien (Stickereispitzen) hängen hier ungewohnt „weich“ im Messingdrahtgestell. Vorderseitig sind schneckenförmige Applikationen aus Goldbouillondraht eingearbeitet. Der Haubenboden aus Seide ist mit reliefartiger Goldfadenstickerei und Pailletten geschmückt. Seidenband und Seidenschleife komplettieren die Haube.

Messingdraht, Goldbouillondraht, Goldspitze, Seide / Rad: 37 x 44cm

Wolkenbruch. Blick gegen Mehrerau, zw. 1918 – 1937

Herbert Reyl-Hanisch von Greifenthal (1898 – 1937)

Herbert Reyl-Hanisch von Greifenthal wurde in Wien geboren und studierte dort an der Akademie der Bildenden Künste und der Kunstgewerbeschule. Später übersiedelte er nach Bregenz. Dargestellt ist der Blick von Bregenz in Richtung Appenzell, im Mittelgrund erkennt man ein Dampfschiff und den Turm des Klosters Mehrerau. Links in der Sonne ist der Altmann sichtbar, der zweithöchste Berg der Appenzeller Alpen.

Öl auf Leinwand, Höhe 54,5 x Breite 80 cm

Uferstraße, 2015

Alexandra Wacker (*1958)

Ihre Zeichnung zeigt eine Uferstraße mit Bäumen in Abendstimmung. Ungewöhnlich ist an dieser Zeichnung nicht nur das große Format, sondern auch die Art der Montage, die die Künstlerin gewählt hat. Das Papier ist nämlich mit Klettband auf eine schwarz bemalte Leinwand montiert, die wiederum mit dünnen Holzleisten gerahmt ist.

Tusche/Papier/Leinwand, Höhe 151,5 x Breite 188,7 cm

Brautschmuck, 17. Jhd.

Golddraht, Silberdraht, Glas, Faden, Karton

Kunstvoll aus Gold- und Silberfiligran gefertigter Brautschmuck aus dem 17. Jahrhundert. Die mit grünem Seidenfaden umwickelten Blätter aus Karton bilden mit den floralen Elementen der Filigranarbeiten und einer Blüte aus rotem Stein ein hübsches Sträußchen.

Golddraht, Silberdraht, Glas, Faden, Karton, 20,5 x 12,9 x 4 cm

Flirt in der Küche, um 1705

Giacomo Francesco Cipper (1664 – 1736)

Jakob Franz Zipper wurde 1664 in Feldkirch geboren und heiratete 1696 in die Mailänder Notarsfamilie Galdone ein. Hier malte „il Todeschini“ („der kleine Deutsche“), wie Giacomo Francesco Cipper in der Lombardei genannt wurde, Zeit seines Lebens Motive aus dem Alltag der Unterschichten und Randgruppen. Einzelne groß dargestellte Figurengruppen und stillebenhafte Episoden in einem nicht näher bestimmten Raum sowie eine große Bedeutung des Lichts als Gestaltungsmittel kennzeichnen seine Bilder. Er gilt als ein Hauptvertreter der lombardischen Genremalerei.

Öl auf Leinwand, Höhe 110 x Breite 120 cm

Amor und Psyche, 1792

Angelika Kauffmann (1741 – 1807)

Das kleine Bozzetto zählt zu den hervorragenden Ölwerken Angelika Kauffmanns. Die Geschichte aus der griechischen Antike handelt von der unvergleichlich schönen Königstochter Psyche und ihrer Liebe zum geflügelten Gott Amor. Als sich Amors eifersüchtige Mutter Venus zwischen sie stellt, muss Psyche verschiedene Aufgaben lösen, um die Liebe zu Amor zu retten. Nachdem sie ein Kästchen, das sie für Venus aus der Unterwelt holt, neugierig öffnet, fällt sie in einen todesähnlichen Schlaf, aus dem sie Amor erretten kann. In der dargestellten Szene wischt er ihr den Todesschlaf ab und tut ihn zurück in die kleine Dose.

Öl auf Leinwand, Höhe 29,2 x Breite 23,1 cm

Kleine Becherschale,
sogenannter „Maigelein“, 17. Jhd.

Rauchgraues Formglas

Der Maigelein ist ein historisches Trinkgefäß, das ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden weite Verbreitung fand. Maigelein ist die Bezeichnung für ein schalen- oder napfförmiges Hohlglas mit kegelförmig eingestochenem Boden. Die gebauchte Wandung ist meist mit Rippen, Kreuzrippen, Dellen oder Korbmusterung verziert. Die Glasbläser verwendeten dazu hölzerne Hohlformen. Der Begriff Maigelein stammt vom althochdeutschen Magel, "Mädchen" beziehungsweise vom mittelhochdeutschen Miol, "Becher".

Höhe 4,7 cm, Länge 9,5 cm

Schachfigur, 18. Jhd.

Elfenbein und Glas

Eine circa 10 cm hohe Schachfigur aus fein geschnitztem Elfenbein mit eingelegten Glasaugen. Die Figur trägt höfische Kleidung im französischen Stil des 18. Jahrhunderts (König Louis XV). Sie wurde 1859 vom Vorarlberger Landesmuseumsverein angekauft – leider ohne die restlichen Figuren des Schachspiels und das Schachbrett.

Elfenbein, Glas, Höhe 10 x Breite 5 x Tiefe 6 cm

Reliquienbehälter, Ende 15. Jh.

Hellgrünes Formglas mit Knochenresten, Papier mit Siegel und Wachsdeckel als Verschluss

Bei diesem spätgotischen Nuppenbecher, auch Krautstrunk genannt, handelt es sich um einen von drei erhaltenen Reliquienbehältern aus der Pfarrkirche in Klaus. Behältnisse dieser Art waren unter den jeweiligen Altären eingemauert. Hintergrund dafür ist die frühchristliche Tradition, die Eucharistie über einem Märtyrergrab zu feiern. Anlässlich der Restaurierung im Jahr 1971 gelangten die Reliquiengläser in die Sammlung des Landes Vorarlberg. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Fall, dass aufgrund des guten Zustands der Papierurkunde und dem mandelförmigen Siegelabdruck sowohl das genaue Datum der Kirchweihe sowie der Name des Weihbischofs bekannt sind:

„Wir, Bruder Johannes vom Orden der Minderbrüder [also Franziskaner],
Bischof von Tripolis, weihten
diesen Altar zu Ehren der heiligen
Jungfrau und Märtyrerin Agnes / Im Jahre
des Herrn 1[4]89 am Tag des Monats
Mai des […]undzwanzigsten“

Hellgrünes Formglas mit Knochenresten, Papier mit Siegel und Wachsdeckel als Verschluss

Wappenscheibe des Felix Khüdt, 1577

Bei dieser Willkommensscheibe handelt es sich um eine Kabinettglasmalerei in Form einer Rundscheibe mit feinen Malereien. Dargestellt ist eine Frau in altdeutscher Tracht, die einem bewaffneten Landsknecht ein Stangenglas und eine Blume reicht. Zwischen dem Paar findet sich ein Wappenschild mit Hausmarke (Zeichen an Häusern, um deren Besitz zu vermerken), zwischen den Beinen des Kriegers die Jahreszahl 1577, am unteren Bildrand der Name Felix Khüdt. Sowohl die Art der Darstellung als auch der Name Khüdt (Kydt) lassen nach heutigem Wissensstand auf eine Schweizer Herkunft schließen.

Farbloses Glas mit Grisaille Bemalung in Schwarzlot-, Weiß- und Silbergelbmalerei, Bleirute, Lötzinn mit Bleirutenfassung

On sight, 2016

Bildstein I Glatz (Matthias Bildstein *1978 und Philippe Glatz *1979)

Das österreichisch-schweizerische Künstlerduo Bildstein l Glatz entlehnen ihr Formenvokabular den Fun— und Extremsportarten und überführen es in den Kontext der Kunst. Ihre funktional wirkenden und an urbane Situationen erinnernden Konstruktionen, meist aus mehrfach recyceltem Material gebaut, sind intuitive Gebilde, die modellhaften Charakter entwickeln und von der Poetik des Fragilen bestimmt sind. Mit fake News, die sie während ihrer Ausstellungen in diversen Medien verbreiten, bedienen Bildstein l Glatz außerdem die Sensationslüsternheit der Massen.

Öl, Lack/Holz, Gummiseil

o. T., 1997

Alexandra Wacker (*1958)

Traditionsreich ist das Thema, mit dem sich Alexandra Wacker auseinandersetzt. Fotorealistisch und perfekt inszeniert die in Wien lebende Enkelin von Rudolf Wacker ihre Porträts. Als Vorlage für ihre Arbeiten dienen Fotos und Bilder, die sie spontan auswählt. Das bildfüllende Gesicht ist von einer ganz eigenen Ästhetik und Verletzlichkeit geprägt, fremd und doch gleichzeitig vertraut. An ein Spiegelbild erinnernd, vermittelt das Gesicht sowohl etwas Trauriges als auch Unheimliches.

Öl auf Leinwand

Mesolithische Harpune, um 5000 v. Chr.

Die sehr originelle Harpune wurde 1956 zusammen mit einem ähnlichen, etwas kleineren, Exemplar in der Rheinbalme am Fuß des Kummenberges gefunden. Die Tatsache, dass verwandte Harpunenformen auch im Etschtal verbreitet waren, lässt – rund 2000 Jahre vor „Ötzi“ – auf direkte Kontakte der Jägergruppen nördlich und südlich des Alpenhauptkammes schließen.

Hirschhorn, Länge 16 cm

Penelope wird von Eurykleia geweckt, 1772

Angelika Kauffmann (1741 – 1807)

Die Odyssee nimmt einen Schwerpunkt in Kauffmanns Oeuvre ein. Mehr als ein Dutzend Mal hat sie Szenen aus der homerischen Epik ausgeführt, viele von ihnen in verschiedenen Versionen.

Penelope, die Gattin des Odysseus und Mutter des Telemachos, galt als Musterbeispiel einer treuen Ehefrau. In einer dramatischen Chiaroscuro-Malerei zeigt die dargestellte Szene Penelope, die in ihrem Schlafzimmer unter einem Baldachin von dickem, dunkelgrünem Stoff auf üppigen roten Kissen einsinkt. Mit ausgestrecktem Arm berührt die alte Magd Eurykleia leicht die Schulter der schlafenden Penelope, um ihr die frohe Botschaft der Rückkehr von Odysseus zu überbringen.

Öl auf Leinwand, Höhe 75 x Breite 109,9 cm

Trachtenbilder,
17. Jhd.

55 ungerahmte Ölgemälde

Kostümbilder-Serie bestehend aus 55 ungerahmten Gemälden. In den Darstellungen werden in Kleingruppen Trachten verschiedener Länder und Regionen aus aller Welt vorgeführt. Vermutlich dienten die Bilder als Wanddekoration eines Raumes in Bregenz. Ein an sich ungewöhnlicher Tatbestand, da bislang solche Trachtenbilder nur als Einzelblätter und Bücher bekannt sind bzw. Verbreitung gefunden haben.

Öl/Leinwand, unterschiedliche Größen

Schandmantel oder Spanischer Mantel

aus dem ehemaligen Gefängnis der Bregenzer Oberstadt

Wurde man früher wegen eines „leichteren Vergehens“ verurteilt, so musste man den Schandmantel tragen. Ähnlich einem Fass mit Armlöchern und einem Halsloch zog man es an wie einen Mantel und war dem Gespött und den Schikanen der Gemeinde ausgesetzt. Die Malereien auf dem Fass geben Auskunft über die Vergehen: Eine Rauferei, Spielkarten für unerlaubtes Glücksspiel oder nicht bezahlte Spielschulden und für welches Vergehen könnte der Esel stehen?

Der Schandmantel wurde gemeinsam mit einigen anderen unangenehmen Gegenständen aus dem ehemaligen Gefängnis der Bregenzer Oberstadt übernommen.

Holz bemalt, Eisenscharniere, Höhe 115 cm

Fliederfarben, 2019

Helga Nagel

Von 2016 bis Anfang 2019 wurden fast 50 Werke von Menschen mit intellektueller und/oder körperlicher Beeinträchtigung angekauft. Ein schöner Anfang und gleichzeitig ein anspruchsvoller Auftrag, unsere Sammlung in weiterer Folge auch um die im Begriff Outsider Kunst, Art Brut, Individual Art enthaltenen Arbeiten von Kinder, Laien und Künstler*innen mit psychischen Erkrankungen zu erweitern.

Ölkreide/Papier, Höhe 70 x Breite 50 cm

Geschäftshaus-
neubau des Herrn Holzner 1936 & Einfamilienhaus Koenig

Claus Ströbele (1903-1988)

Claus Ströbele ist einer der Vorarlberger Architekten, die sich in den 1930er Jahren am konsequentesten mit der Formensprache des „Neuen Bauens“ auseinandergesetzt haben. Den Großteil seiner Wohn- und Geschäftsbauten hat er im Raum Bregenz/Dornbirn errichtet. So auch das Geschäftshaus Hans Holzner Ecke Kaiserstraße/Schulgasse in Bregenz.

Claus Ströbele (1903-1988), Geschäftshausneubau des Herrn Hans Holzner, Kaufmann in Bregenz, 1936, Bleistift, Tusche/Transparentpapier
&
Claus Ströbele (1903-1988), Einfamilienhaus Koenig, Maidenhead bei London, 1935, Bleistift/Transparentpapier

Der Friede und Plutos, 1797

Angelika Kauffmann (1741-1807)

Das Bild ist eine Allegorie auf den Frieden, die auf den griechischen Reiseschriftsteller und Geographen Pausanias zurückgeht. Plutos, Gott des Reichtums, wird als Knabe mit Füllhorn dargestellt. Ihm zur Seite sitzt eine in antikisierendem Gewand gekleidete Frau, in deren Rechten ein Ölzweig, die den Frieden in Gestalt der griechischen Göttin Eirene, Tochter des Zeus und der Thermis, personifiziert.

Öl/Leinwand, Höhe 102,3 x Breite 129,2 cm

Vroni, aus der Serie: My second Herd, 2008

Anna Barbara Husar (*1975)

„Vroni“ entstand im Zuge des SilvrettAteliers 2008. Die zusammengenähten Saatgutsäcke beziehen sich auf die nomadische Tradition und nehmen Bezug zur Hauptarbeit von Anna Barbara Husar bei den Beduinen auf der Halbinsel Sinai, die sie regelmäßig besucht. Aus einem Hang zu Herdentieren und zur Wüste ist sie selbst Besitzerin einer Ziegenherde in der Wüste Sinai geworden. Mit ihrer „zweiten“ Herde, der Kuhherde, schuf sie eine Verbindung zu ihrer Heimat.

Ölkreide, Acryl/zusammengenähten Saatgutsäcken, ca. Höhe 180 x  Breite 230 cm

o. T., 2012

Drago Persic (*1981)

Drago Persic, in Vorarlberg aufgewachsen und derzeit wohnhaft in Wien, wurde 2019 beim Vorarlberger Kulturpreis in der Sparte Malerei mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Mit handwerklicher Meisterschaft – in vom Maler bevorzugten Schwarz-Weiss- und Grautönen – konzentriert sich das Schaffen vor allem auf Tücher und Stoffliches, kurz gesagt auf den Faltenwurf. Dieser ist meist auf ein unsichtbares Möbelstück drapiert und überzeugt mit präzise gemaltem Licht, Schatten und Farbenspiel.

Öl/Leinwand, Höhe 70 x Breite 60 cm

Farbloses Formglas, 16. Jhd.

mit Ritzgravur (Diamantschnitt),

Bei dem auf den ersten Blick unscheinbaren Formglas handelt es sich um ein äußerst delikates Stangenglas der Lindauer Sünfzengesellschaft mit diamantgeritzten Namen, Devisen und den Jahreszahlen 1555, 1584 und 1630. Mitglieder ständischer Trinkgesellschaften verewigten sich im 16. Jahrhundert gerne auf gläsernen Trinkgefäßen wie diesem. Der Name „Zum Sünfzen“ lässt sich dabei vom althochdeutschen „sinfzen“, dem „mehrfachen Trinken“ ableiten. Ab 2022 wird das Glas als Dauerleihgabe im neu eröffneten Lindauer Stadtmuseum zu sehen sein.

Höhe 22,7 cm, Durchmesser 9,8 cm, Füllmenge 450 ml

Titel unbekannt,
um 1940

Susi Weigel (1914 -1990)

Susi Weigel ist den meisten „nur“ als Kinderbuch-Illustratorin bekannt. Insbesondere aus ihrer Zeit in BerIin, wo sie als freie Graphikerin und Trickfilmzeichnerin tätig war, verwahren wir einige Porträts und Alltagsszenen mit flottem Strich und feinem Humor gezeichnet. Die radelnde Frau grüßt das Reiterstandbild mit gezücktem Degen und entwaffnet mit ihrer Lebensfreude die martialische Geste.

Tinte/Papier, Höhe 29,2 x Breite 21 cm

up or down 3, 2009

Doris Fend (*1966)

Die Arbeiten von Doris Fend stellen eine Veränderung der Werk- und Arbeitsauffassung in der Zeichenpraxis dar. In akribischer Feinarbeit werden mit Grafit- oder Farbstift Oberflächentexturen erarbeitet, die in ihrer Wirkung an Malerei denken lassen. Durch die Montage auf Kartonrohre erhalten diese gezeichneten Blätter zudem eine neue Bestimmung mit erweiterter Dimension - als Papierobjekt von der Wand in den Raum.

Grafit / Büttenpapier, ca. 76 x 75 x 15 cm

Die Burkas, die Frau, 2002

Mariella Scherling-Elia (1929-2017)

„Die Burkas, die Frau“ zeigt zehn im Oval aufgestellte Frauenfiguren, die bodenlange Burkas tragen. Sie sind aus schwerer Seide gefertigt und zeigen die Spuren des harten Lebens ihrer ehemaligen Trägerinnen. Kein Zweifel, dass es sich bei diesen Kleidern um gelebte Geschichte handelt, denn sie stammen alle aus einem Frauenlager in Islamabad, Afghanistan. Für die künstlerische Auseinandersetzung mit dieser, von Scherling-Elia als „Unlebensart“ bezeichneten Anonymisierung und Entpersonalisierung der Frau, kamen weder das Medium der Zeichnung noch jenes der Malerei in Frage. Körper sollten es sein, Büsten aus Papiermaché - ohne Unterleib. Und so stehen sie nun beisammen, vom Leben gebeugt, und führen, einander zugewandt, ihre stumme Zwiesprache.

Seide, Papiermaché, lackiertes Holz

Salterio, 1779

Antonio Battaglia

Prunkvolles Salterio, welches 1859 als Schenkung von Abt P. Leopold Höchle, Mehrerau, dem Vorarlberger Landesmuseumsverein übergeben wurde und so in die Sammlung des vorarlberg museums Eingang fand. Das Salterio ist ein Äquivalent zum deutschen Hackbrett und wurde vom Antonio Battaglia (1757-1791, wohnhaft in Mailand) gefertigt. Über den trapezförmigen Grundriss werden insgesamt 117 Saiten gespannt.

Entwurf Berghotel Madlener, Damüls, 1931

Alfons Fritz (1900-1933)

In den 1920/1930er Jahren wurde der Wintertourismus für die breitere Bevölkerung attraktiv und so waren neben den bestehenden Grands Hotels für die „High Society“ auch Unterkünfte für den „Mittelstand“ gefragt. In diesem Entwurf verknüpft Alfons Fritz die regionale, traditionelle Formensprache mit dem Vokabular der Moderne und schafft so einen frechen, dynamischen Entwurf.

Alfons Fritz (1900-1933), Entwurf Berghotel Madlener, Damüls, 1931, Rötel/Papier, Höhe 72,4 x Breite 93,7 cm

Nepomukzunge, Reliquienkästchen, undat.

Reliquien hinterlassen im Betrachtenden fast immer ein leichtes Schaudern. Ganz besonders, wenn im Mittelpunkt eines Reliquienkästchens ein Wachsgebilde in Form einer Zunge zu sehen ist. Die „Nepomukzunge“ zählt zu den sogenannten Gebildvotiven und ist aus der Volksreligion nicht wegzudenken. Sie sollte gegen üble Nachrede und Verleumdung helfen. Die Menschen stellten sich damit unter den Schutz des Heiligen Johannes Nepomuk (1350-1393) Die Klosterarbeit, deren Herkunft nicht bekannt ist, beinhaltet auch kleinste Reliquienteilchen von mehreren Heiligen, die teilweise namentlich genannt werden. Der Handel mit Reliquien war im Mittelalter und in der Barockzeit ein blühendes Geschäft, die winzigen Knochenstückchen waren allerdings nicht immer Überreste von Heiligen, sondern tierische Gebeine.

Wachs, Stoff, Draht, Posamenterie, Karton, Glas, Länge 12,3 x Breite 9 x Tiefe 2,3 cm

Bildnis Francisco Vieira, um 1796

Angelika Kauffmann (1741 – 1807)

Angelika Kauffmann hat 1796 mit der Herstellung eines Porträts des portugiesischen Malers Francisco Vieira (1765-1805), genannt "Il Portuense" begonnen. Allerdings hat sie nur Kopf und Hals in Öl ausgeführt, der restliche Körper ist auf dem hellen Malgrund mit Kreide und Zeichenkohle nur leicht skizziert. Warum sie das Gemälde nicht fertig gemalt hat, ist nicht bekannt. Doch gerade das Unvollendete verleiht dem Werk einen besonderen Reiz und erlaubt einen interessanten Einblick in die Arbeitsweise der Künstlerin.

Öl, Kreide, Zeichenkohle/Leinwand