Landesgeschichte im Gespräch: Ergänzend zur Ausstellung „vorarlberg. ein making-of“ haben Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, kritische Fragen, Thesen und Sichtweisen zur Landesgeschichte einzubringen und sie mit dem Projektleiter Markus Barnay, den KuratorInnen und geladenen Gästen zu diskutieren. Die Ausstellung wird sich auf Basis dieser Gespräche immer wieder verändern - so wie sich der Blick auf die Vergangenheit immer wieder verändert. Die Ergebnisse von freitags um 5 werden dokumentiert, weiter erforscht und zum Teil fließen sie in die Ausstellung ein.
Lebensgeschichtliche Porträts von Menschen können einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis von historische Vorgänge leisten, meint Meinrad Pichler, Historiker und Autor mehrerer Bücher mit Lebensgeschichten von Menschen aus und in Vorarlberg. Doch welche Quellen gibt es überhaupt für Biografien von Menschen, die nicht im Licht der Öffentlichkeit standen? Wer wurde warum aktenkundig und wo findet man Informationen über Menschen, die selbst etwas zur Entwicklung dieses Landes beigetragen haben? Meinrad Pichler gibt Einblicke in seine historische Arbeit.
Über Fotos, Bücher und Archive
Er erzählt Geschichten, vornehmlich mit der Kamera, aber auch mit Objekten, die er auf seinen Recherche- und Reportage-Reisen findet: Lukas Birk, Träger des Kulturpreis Vorarlberg 2021, bereist Länder wie Afghanistan, Pakistan und Myanmar, produziert Bücher, Fotoreportagen und Filme und hat seine Projekte unter anderem in Ausstellungen in Peking, Tel Aviv und Istanbul präsentiert. Statt eines Dialoges über Geschichte ein Dialog über das Geschichtenerzählen ...
Die Geschichte des Kampfes gegen die Kinderlähmung
In „Freitags um 5“, dem Dialog über Geschichte, berichtet der Zeitzeuge Hans Peter Bischof, ehemaliger Arzt und Gesundheits-Landesrat, über die Auseinandersetzungen, bei denen sein Vater, der Arzt Leopold Bischof, eine zentrale Rolle spielte. Marina Hilber, Assistenzprofessorin am Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck, wird die Hintergründe der damaligen Polio-Epidemie und den Umgang damit in Österreich, speziell in Tirol und Vorarlberg, erläutern.
Details:
Die „Vorarlberger Nachrichten“, eine engagierte Ärzteschaft und besorgte Eltern auf der einen Seite, die sparsame Landesregierung auf der anderen: Das waren die Gegenpole in einer Auseinandersetzung um Impfungen Ende der 1950er Jahre, als Vorarlberg von einer schweren Kinderlähmungsepidemie heimgesucht wurde. 1958 erkrankten 148 Kinder, 37 von ihnen starben an der Poliomyelitis, etliche der anderen mussten eine Behandlung in der „eisernen Lunge“ durchleiden und trugen bleibende Schäden davon. Dank einer privaten Polio-Impfkampagne von engagierten Ärzten konnte die Krankheit in den folgenden Jahren beinahe ausgerottet werden. Eine der Konsequenzen war die Gründung des „Arbeitskreis für Vorsorgemedizin“ AKS.
„In einer kleinen Gemeinde am Bodensee (...) wurde der erste Volkswagen entworfen, gebaut und ausprobiert“, hieß es in einem Bericht in der „Automobil-Revue“ im Jahr 1945. Die „kleine Gemeinde“ war Hard, der Erbauer des ersten „Volkswagen“ Gianni Varrone.
Der aus dem Tessin stammende Ingenieur arbeitete für den Autobauer Ferdinand Porsche, ehe er sich 1923 in Hard selbständig machte und hier ein eigenes Auto entwarf und baute. Doch der VAR setzte sich nicht durch, sein Erfinder wurde vergessen. Der Hörbranzer Gemeindearchivar Willi Rupp hat die abenteuerliche Geschichte des Gianni Varrone erforscht und darüber ein Buch geschrieben, das er in „Freitags um 5“ vorstellt und erläutert.
Der Blick von der anderen Seite des Rheins
Vorarlbergs Entwicklung zum „Textilland“ im 19. und 20. Jahrhundert wäre ohne die Impulse aus der Schweiz und ohne die Schweizer Zwischenhändler, die „Fergger“, nur schwer vorstellbar. Und doch weiß man hierzulande nur wenig über die Textilindustrie in der Schweiz.
Die im Schweizer Rheintal lebende Schriftstellerin Jolanda Spirig hat sich intensiv damit auseinandergesetzt. Ihre Recherchen über die Textildynastie Jacob Rohnerhat sie im Buch „Sticken und Beten“ verarbeitet. Ein literarischer Blick aus der Schweiz auf die Geschichte der Textilindustrie.
Maria Stromberger und der Widerstand: Die Bregenzer Krankenschwester Maria Stromberger unterstützte im KZ Auschwitz den dortigen Widerstand, wurde aber trotzdem 1945 in ein Anhaltelager für Nazis eingesperrt – bis hochrangige polnische Politiker für sie intervenierten.
Jetzt erscheint die erste umfangreiche Biografie der Frau, die von ehemaligen Häftlingen als „Engel von Auschwitz“ bezeichnet wurde. Harald Walser, Historiker und Verfasser der Biografie über Maria Stromberger, berichtet über seine Recherchen und seinen Zugang zur Geschichte Vorarlbergs.
Über die Rolle von Firmenarchiven und Unternehmensgeschichten in Vorarlberg ...
Spätestens, wenn ein Unternehmen ein stolzes Jubiläum feiern will, stellt sich die Frage, wie sorgfältig mit Unterlagen aus der eigenen Firmengeschichte umgegangen wurde. Doch die Frage kommt nicht selten zu spät. Firmenarchive sind aber nicht nur für die Darstellung der eigenen Geschichte von Bedeutung, sondern auch für den Blick in die Wirtschaftsgeschichte des Landes oder der Region. Wie sollen Firmen also mit ihrer Geschichte umgehen? Wem dienen Unternehmensgeschichten, und was sollte eigentlich im Wirtschaftsarchiv landen?
Ein Dialog mit Friederike Hehle, Expertin für Unternehmensgeschichte(n), und Gerhard Siegl, Geschäftsführer des Wirtschaftsarchivs Vorarlberg
Deserteure der Wehrmacht in Vorarlberg...
Sie waren Grenzgänger, Flüchtlinge, Partisanen und Irrläufer. Manche ertranken in der Ill oder im Bodensee, manche wurden hingerichtet oder auf der Flucht erschossen, manche verübten Selbstmord, manche lehnten Gewalt zutiefst ab, andere schossen sich den Weg frei und kämpften für die Befreiung vom Nationalsozialismus.
Manche waren Einzelgänger, manche vertrauten auf Helferinnen, manche lebten mit einer falschen Identität, andere verbargen sich unter dem Stallboden. Die Deserteure der Wehrmacht lassen sich in kein einheitliches Bild pressen. Doch sie waren in allen Gestalten eine radikale Minderheit des abweichenden Handelns und des Eigensinns. Vorarlberg war zudem ein Hotspot für Deserteure: Aus dem gesamten deutschen Reich kamen fluchtwillige Soldaten, um die Grenze in die Schweiz zu überqueren. Der Historiker Peter Pirker erforscht an der Universität Innsbruck das Phänomen der Fahnenflucht aus den deutschen Streitkräften mit Blickpunkt auf Tirol und Vorarlberg und berichtet von der Arbeit in Archiven und Gesprächen mit Angehörigen und Nachkommen von Deserteuren.
Ein Mord in Bludenz und seine Folgen...
Durch Zufall stieß der Wolfurter Gemeindearchivar Richard Eberle auf Spuren einer Tragödie, die sich 1944 in Bludenz und Umgebung abspielte: Ein Bludenzer Gendarm wurde auf einem nächtlichen Kontrollgang von Unbekannten getötet. Kriminalpolizei und Gestapo machten drei junge polnische Zwangsarbeiter dafür verantwortlich, die offensichtlich nichts mit der Tat zu tun hatten.
Trotz Unterstützung von einheimischen Bauern, die sich für die zu Unrecht Beschuldigten einsetzten, wurden die drei ohne Gerichtsverfahren exekutiert. Richard Eberle berichtet nicht nur über die aufwendige Rekonstruktion der „vergessenen“ Tragödie, sondern auch über die Begegnungen mit den Familien der Opfer und deren höchst unterschiedlichen Umgang mit den tragischen Ereignissen.
„Ein Volk von Brüdern ohne Schwestern?“ ...
Als sich im Mai 1919 80 Prozent der Wahlberechtigten in Vorarlberg für Verhandlungen mit der Schweiz über eine Aufnahme des Landes in die Eidgenossenschaft aussprachen, war unter anderem von der „Musterdemokratie“ die Rede, der man sich anschließen wolle. Doch in dieser Demokratie durfte damals nur die Hälfte der Bevölkerung mitbestimmen – das „Volk von Brüdern“, wie es genannt wurde, hatte auf die Schwestern vergessen. Erst nach jahrzehntelangem Kampf stimmten die Männer (!) 1971 für die Einführung des Frauenstimmrechts auf Bundesebene – in einzelnen Kantonen dauerte es noch 20 Jahre länger. Zum 50-jährigen Jubiläum des Frauenstimmrechts ist die Zürcher Historikerin Elisabeth Joris zu Gast, die erst kürzlich von der Universität Zürich als „Vorkämpferin der Frauen- und Geschlechtergeschichte im deutschen Sprachraum“ ausgezeichnet wurde.
Zum 50-jährigen Jubiläum des Frauenstimmrechts in der Schweiz ist die Zürcher Historikerin Elisabeth Joris zu Gast, die erst kürzlich von der Universität Zürich als „Vorkämpferin der Frauen- und Geschlechtergeschichte im deutschen Sprachraum“ ausgezeichnet wurde.
Mit seinem Buch „Auf Schneeschuhen durch Grönland“ löste der Norweger Fridtjof Nansen einen wahren Ski-Boom aus, der im letzten Jahrzehnt des 19. Jh. die Alpen erfasste.
In den folgenden Jahrzehnten sollte der Skilauf zu einem wichtigen ökonomischen, gesellschaftlichen und auch politischen Faktor vieler alpiner Regionen werden. Eines der frühen Zentren des Skilaufs in der Bodenseeregion war das Bödele, einer der Pioniere der Bregenzer Viktor Sohm. Über die Anfänge des Skilaufs in der Bodenseeregion spricht Markus Barnay mit dem Historiker Christof Thöny.
TIPP: Stöbern Sie auf der Seite des Interreg-Projekts zum Thema Wintersport rund um die Gegend des Bodensee's: https://www.wintersportarchiv.org/
Die Rheinregulierung und das Verhältnis zwischen Österreich und der Schweiz...
1892 schlossen Österreich und die Schweiz – nach jahrelangen Auseinandersetzungen – einen Staatsvertrag, mit dem die Regulierung des Alpenrheins beschlossen und die gemeinsame Institution der Internationalen Rhein Regulierung (IRR) eingerichtet wurde. 125 Jahre später berichten zwei ehemalige Rheinbauleiter,
Uwe Bergmeister (Österreich) und Leo Kalt (Schweiz), über die Bemühungen zur Zusammenarbeit über die Grenze hinweg. Sie blicken dabei auch zurück auf jene Zeit, in der das gegenseitige Misstrauen noch größer war als das Interesse an einem Zusammenschluss, wie es 1918/19 in der Anschlussbewegung an die Schweiz artikuliert wurde.
Vom Reden und Schweigen der Roma in Österreich...
„Solange die Toten mit mir reden, werde ich immer meine Stimme erheben“, sagt Stefan Horvath, geboren und aufgewachsen in der burgenländischen Roma-Siedlung in Oberwart als Sohn von Eltern, die mehrere Konzentrationslager überlebt hatten.
Zum Reden gebracht hat ihn das Bombenattentat, dem 1995 vier Menschen zum Opfer fielen, darunter auch Horvaths Sohn Peter Sarközy. Stefan Horvath, der unter anderem mit dem Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und Exil ausgezeichnet wurde, berichtet über das Schicksal seiner Familie in mehreren Büchern, in der Ausstellung „Romane Thana. Orte der Roma und Sinti” im vorarlberg museum – und persönlich in “freitags um 5”.
Die Bedeutung der Heimarbeit für Vorarlbergs Industriegeschichte...
Wie konnte aus dem relativ armen Land Vorarlberg, aus dem noch Anfang des 20. Jahrhunderts viele Menschen auswandern mussten, das wohlhabende Land von heute werden?
Waren es die guten Startbedingungen nach 1945 mit ERP-Krediten, der Wirtschaftsstelle „Vorarlberg-Schweiz“ und anderen Förderungen? Welche Rolle spielten jene, die nicht am Fließband oder an den Textilmaschinen standen, sondern in Heimarbeit Produkte herstellten? Verhalfen sie der Industrie zum Erfolg?
Die Kunsthistorikerin Barbara Grabherr-Schneider und die Historikerin Barbara Motter holen die „unsichtbaren Akteure“ des Wirtschaftswunders in den Vordergrund.
Seit dem 15. Jahrhundert wurde die Bettelei im gesamten Heiligen Römischen Reich mit immer rigideren Mitteln bekämpft:...
Zunächst wurden nur arbeitsfähige und ortsfremde Bettler verjagt, später weitete sich die Verfolgung auf das gesamte „höchst-schädliche Jauner-Zigeuner- und anderes Diebs- und Herrenloses Gesind“ aus.
Und wenn Mitgliedern einer nicht sesshaften Randgruppe nächtliche Einbrüche oder Viehdiebstahl vorgeworfen wurden, waren die Strafen mitunter äußerst grausam – sie reichten vom Ohrenabschneiden bis zur Vierteilung. Vergleichsweise bescheiden nehmen sich dagegen die behördlichen Maßnahmen aus, die zugunsten in Not geratener Untertanen ergriffen wurden, berichtet der Lustenauer Gemeindearchivar Wolfgang Scheffknecht „freitags um 5“.
Zum Stellenwert der Vorarlberger Architektur...
Die Tourismuswerbung spricht vom „Zentrum zeitgenössischer Architektur in Europa“, wenn von den modernen Bauten in Vorarlberg die Rede ist. Kritiker hingegen verweisen auf die Zersiedelung im Rheintal, auf gehortetes Bauland und auf fehlende Dorfzentren. Übersieht der Blick auf die architektonischen Highlights die Masse des konventionellen Wohnbaus oder können die Leuchttürme Vorbild für andere Bauten sein? Wie steht es mit der baukulturellen Entwicklung in Vorarlberg im Vergleich mit anderen Regionen – etwa mit Graubünden?
Köbi Gantenbein, der in Zürich und Fläsch lebende Herausgeber der Zeitschrift für Architektur, Planung, Design und Landschaft „Hochparterre“ und weitum bekannte Architekturkritiker, wird auf seine bekannt pointierte Art Auskunft geben.
Rund 13 Prozent der Vorarlberger Bevölkerung haben einen muslimischen Hintergrund, über 20 Prozent der Volksschulkinder sind Muslime. Gekommen sind die meisten Menschen islamischen Glaubens als Arbeitszuwanderer, ein Teil auch als Geflüchtete.
Doch was bedeutet das für unsere Gesellschaft? Wie sehr unterscheidet sich der Umgang mit dieser religiösen Minderheit vom Verhältnis früherer Generationen zu damaligen Minderheiten?
Eva Grabherr, Gründungsdirektorin des Jüdischen Museums Hohenems, Leiterin der Integrationsstelle „okay. zusammen leben“ und Herausgeberin einer aktuellen „Moschee-Studie“ gibt kompetent darüber Auskunft.
Die Vorarlberger Hochschuldebatte in den 1970er Jahren...
Die herrschende konservative Elite Vorarlbergs hat aus ideologischer Verbohrtheit die Chance zur Gründung einer eigenen Universität oder wenigstens einer universitären Einrichtung verpasst!– so lautet eine These über die bildungspolitische Debatte in den 1970er Jahren, die in den letzten Jahren immer wieder verbreitet wurde. Doch stimmt das wirklich oder ist es nur ein von bestimmten Kreisen gepflegter Mythos?
Die Historikerin Ingrid Böhler, Leiterin des Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck, ist der Sache auf den Grund gegangen und wird berichten, was damals wirklich diskutiert wurde.
Die Geschichte von ALMA und Rupp...
Keine Veranstaltung der Reihe freitags um 5 – Landesgeschichte im Gespräch war derart gut besucht wie die Ausgabe vom 21. Februar dieses Jahres. Es ging um die Geschichte der Firmen ALMA und Rupp, um den Machtkampf um den Käse.
Moderator Markus Barnay (Kurator der Ausstellung vorarlberg. ein making-of) hat Firmenchef Joe Rupp, den langjährigen Prokuristen Wolfgang Alge und den Historiker des vorarlberg museums Peter Melichar zum Gespräch gebeten.
„Volksdeutsche“ Flüchtlinge in Vorarlberg...
Die sogenannten „Volksdeutschen“ waren eine verhältnismäßig kleine Zuwanderergruppe, die nach dem Kriegsende 1945 in Vorarlberg Zuflucht gefunden hat. Rund 2.000 Sudetendeutsche, Siebenbürger Sachsen und Donauschwaben wurden zunächst in Flüchtlingslagern, später auch in eigens errichteten Siedlungen untergebracht. Firmen wie Rieger Orgelbau in Schwarzach oder Kunert Strümpfe in Rankweil wurden von ihren ursprünglichen Niederlassungen in Schlesien beziehungsweise Böhmen nach Vorarlberg verlegt.
Die Historikerin Isabella Greber hat sich in ihrer Diplomarbeit mit diesen Zuwanderern befasst, für den Psychoanalytiker Günther Rösel ist es Teil der eigenen Familiengeschichte.
Von einem der auszog, die Welt zu verändern...
Die Ereignisse des Jahres 1968, als Bürgerrechtsbewegungen, Studentenunruhen und Sozialproteste in vielen Ländern die Menschen bewegten, gingen auch an Vorarlberg nicht spurlos vorüber – jedenfalls nicht an den Jugendlichen und jungen Menschen, die sich nach einer liberaleren Gesellschaft sehnten. Zu ihnen gehörte der Student Peter Kuthan, der zu Beginn des Jahres noch Priesterseminarist in Innsbruck war und dann die Studentenproteste in Paris miterlebte. Er gilt als einer der Wortführer der eher bescheidenen 1968er-Proteste in Vorarlberg und berichtet, was damals wirklich geschah.
Aus dem Leben eines „Gastarbeiters“...
Ali Gedik war 15 Jahre alt, als er in Begleitung seines Onkels aus dem Südosten der Türkei nach Vorarlberg kam.„Du warst tatsächlich ein Gastarbeiter, so hat man dich gesehen, so hast du dich gefühlt und so wurdest du auch behandelt“, berichtet er über seine ersten Jahre, in denen er in mehreren großen Firmen gearbeitet hat. Später setzte er sich aktiv für die Rechte der Migranten ein, engagierte sich politisch und machte auch auf die Bedrohung der kurdischen Minderheit in der Türkei aufmerksam, der seine Familie angehörte. Nach 17 Jahren verließ Ali Gedik Vorarlberg, um in Wien eine zweite Berufskarriere als Sozialarbeiter zu beginnen. Nun kehrt er zurück, um in freitags um 5 aus dem Leben eines „Gastarbeiters“ zu erzählen.
Vom Hufschmied zum Weltmarktführer...
Wie wird aus einer kleinen Schmiede ein weltweit tätiger Konzern mit über 7000 Mitarbeitern? Die Geschichte der Höchster Beschlägefirma Blum ist nicht repräsentativ für die Vorarlberger Wirtschaft, sie enthält aber einige Komponenten, die auch in anderen Unternehmen von Bedeutung waren: einen engagierten Handwerker, der nach neuen Produkten und Märkten sucht, die Nähe zur Schweiz und andere Standortvorteile, das gute Gespür für geeignete Mitarbeiter, die richtigen strategischen Entscheidungen und nicht zuletzt ein paar glückliche Zufälle.
Firmenchef Gerhard E. Blum und der langjährige Geschäftsführer Bertl Widmer erzählen, wie alles begann und wie der Aufstieg zum Weltmarktführer innerhalb von zwei Generationen gelang.
Die Wirkmächtigkeit von Mythen und Legenden am Beispiel des Bregenzerwaldes...
2009 hat der Historiker Mathias Moosbrugger in einer fundierten Studie die bis dahin geltende Erzählung, wonach sich die „freie Bauernrepublik“ im Hinteren Bregenzerwald selbst gebildet und ihre Sitzungen im legendären Rathaus auf der Bezegg durchgeführt habe, gründlich in Frage gestellt. Er wies nach, dass die Habsburger als Landesherren die eigentlichen Architekten der Gerichtsgemeinde im Mittelalter waren und dass die Vorstellung vom hölzernen Rathaus auf Stelzen auf keinerlei Quellen zurückzuführen ist.
Mathias Moosbrugger, inzwischen zweifacher Sub Auspiciis-Doktor (in Geschichte und Theologie), berichtet von seinen Forschungen, den Reaktionen und von der Kraft der Mythen und Legenden, die von wissenschaftlichen Beweisen nur schwer zu mindern ist.