Der Katalog zur Ausstellung
Der Bodensee und seine Zuflüsse wurden im Mittelalter als Wasserwege genutzt, die den Wirtschaftsraum von den Bündner Alpenpässen bis zum Rheinfall verbanden. Städte bildeten Bündnisse, man einigte sich auf ein einheitliches Währungssystem, betrieb Landwirtschaft, Handwerk, Bergbau und handelte gar mit weit entfernten Städten wie Barcelona und Brügge. Archäologische Fachstellen und Museen rund um den Bodensee haben sich zusammengeschlossen, um im Rahmen einer Wanderausstellung Einblicke in das mittelalterliche Leben (ca. 1000 bis 1500 n. Chr.) im Bodenseeraum zu bieten. Ob Tragekiepe, Gusstiegel, Glasrecycling oder Knochenarbeiten – rund 150 hochkarätige und zum Teil nie gezeigte Funde und Schriftquellen veranschaulichen den regen Handel, mittelalterliche Handwerkskunst und das Leben am Bodensee.
In Zusammenarbeit mit: Kulturmuseum St. Gallen, Kantonsarchäologie St. Gallen, Museum für Archäologie Thurgau in Frauenfeld, Amt für Archäologie des Kantons Thurgau, Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Amt für Kultur/Fachbereich Archäologie des Fürstentums Liechtenstein, Liechtensteinisches LandesMuseum in Vaduz, Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, Kantonsarchäologie Schaffhausen, Rätisches Museum in Chur, Archäologischer Dienst Graubünden
Zum 200-Jahre-Jubiläum des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum zeigt das vorarlberg museum eine Auswahl von rund 100 Vorarlberger Objekten aus der Innsbrucker Sammlung. Bis zur Gründung des Vorarlberger Landesmuseumsvereins im Jahr 1857 sah sich nämlich Tirol für das Sammeln von Natur-, Kunst- und Kulturgegenständen aus Vorarlberg zuständig. So sind in dieser Ausstellung Werke von Angelika Kauffmann und Gebhard Flatz ebenso zu sehen wie beispielsweise Tierpräparate, Grabbeigaben aus der Römerzeit oder der Altar aus dem Schloss Glopper in Hohenems.
Rätselhafte Werkzeuge, Siegelstöcke und Abzeichen, Alltagsgegenstände oder Bilder – immer wieder finden sich Objekte in der Museumssammlung, über die wenig bekannt ist. In einer kleinen Ausstellung zeigen wir 116 solcher Objekte und bitten die Besucher:innen um Mithilfe. Die Wissenslücken sollen geschlossen werden. Rund 180.000 Objekte umfasst die landeseigene Kulturgütersammlung, die bis ins Gründungsjahr des Vorarlberger Landesmuseumsvereins im Jahr 1857 zurückreicht. Früher kamen vielfach große Nachlässe ans Haus, bei denen Hintergrundinformationen teilweise fehlten.
Wer ist die abgebildete Person auf einer Fotografie oder einem Gemälde? Welches Modell saß dem Bildhauer Franz Plunder gegenüber? Ist eine Brosche lediglich Schmuck oder handelt es sich dabei um ein Vereinsabzeichen?
Das vorarlberg museum erweitert seit dem Jahr 2015 seine Sammlung gezielt um Werke von Outsidern und Künstler*innen mit Unterstützungsbedarf. Über siebzig dieser Arbeiten sind in der Ausstellung DIREKT! zu sehen: mal bunt und laut, mal kleinteilig und zart, mal ganz einem Thema verpflichtet, dann wieder die ganze Welt verhandelnd. Was die Werke verbindet, ist ein unbändiger kreativer Impuls und die reine Lust an der Gestaltung fern akademischer Richtlinien oder Marktmechanismen. Das vorarlberg museum setzt hiermit ein klares Zeichen für Diversität und Inklusion mit dem Ziel, das Kunstwerk – und nicht den sozialen Kontext, in dem es entstanden ist, – in den Vordergrund zu stellen.
Im Neapel des 18. Jahrhunderts hingen im Karneval Berge an Lebensmitteln an einem riesigen, baumähnlichen Gerüst. Menschenmassen plünderten in einem kollektiven Exzess diese Cuccagnas und verwüsteten den jeweiligen Ort. Eine Kulisse wird lebendig, das Publikum wird zum Akteur, Rausch und Ekstase – all das fasziniert den aus Vorarlberg stammenden Künstler Paul Renner (* 1957). Seine 10 Meter hohe Cuccagna im Atrium des Museums wird umrahmt von den großformatigen Bildern des Bregenzer Fotografen Christian Schramm, der die bisher von Renner errichteten Skulpturen aus Lebensmitteln dokumentiert hat.
11. November 2023 bis 4. Februar 2024
Zur Ausstellung
Im Atrium stehen neun charakteristische Kanapees aus der Biedermeierzeit. Sie alle wurden in Bregenzerwälder Handwerksbetrieben nach historischen Techniken sorgfältig restauriert. Material, Konstruktion und Formensprache sind typisch für das bürgerliche Möbeldesign des frühen 19. Jahrhunderts. Die Kanapees sind somit klassische Vertreter einer biedermeierlichen Wohnkultur. Doch wie kamen Sitzmöbel aus einem städtisch geprägten Umfeld in den Bregenzerwald und in die bäuerliche Stube? Das lässt sich nicht an einzelnen Ereignissen oder Personen festmachen. Möbel im „Look“ der Biedermeierzeit sind damals modern und werden vor Ort in Eigenregie hergestellt.
Die Sprache ist das Material für Veronika Schuberts Kunst. Die in Bregenz geborene Künstlerin sammelt Sätze und Schlagzeilen, entreißt sie dem Kontext und gibt ihnen eine neue Bedeutung. In ihrer jüngsten Arbeit Aufmacher wird das vorarlberg museum zum Titelblatt: An seinen Fenstern prangen Schlagzeilen, die sich mit der Bedeutung unserer kulturellen Identität auseinandersetzen.