Leseecke

Digitale

Über 50 Publikationen sind seit der Wiedereröffnung des Hauses im Jahr 2013 in der Schriftenreihe des vorarlberg museums erschienen: Kataloge zu Ausstellungen, Monografien über Vorarlberger Architektinnen und Architekten, Bücher über Politiker oder zu historischen Ereignissen.

Schmökern Sie in Leseproben oder entdecken Sie hier das beliebte Museumsmagazin für sich!


Kundeyt Şurdum
„Hier endet die Fremde“

vorarlberg museum Schriften 65

"Ein selten gehörter Ton"

Liebeslied

bestimmt, wir sind zu zerstreut
wenn wir uns lieben
wenn wir lieben
vergessen wir das brot
das hemd und die blume

in uns irgendwo zwei körper
zwei messer zwei sonnen
eine brandung sicherlich
daß es draußen
purpurne nächte gibt
vergessen wir

wo dein antlitz ist
wo dein schatten
dunkle legende in einem augenblick

Kundeyt Şurdum: Hier endet die Fremde, 2022, S .60
 

»Er dichtet in deutscher Sprache. Seine Gedichte haben einen selten gehörten Ton. Es macht dies der selbstverständliche, unschuldige Umgang mit dem Pathos. In allen seinen Gedichten tönt Pathos, aber – wenn diese Unterscheidung einmal gemacht werden darf – keines seiner Gedichte ist pathetisch. Im Ton dieser Gedichte liegt die Begründung, warum sie geschrieben wurden: aus dem Gefühl der Ergriffenheit. Und Ergriffenheit ist die ursprüngliche Bedeutung von Pathos, bevor dieses zum Pathetischen verkommen ist. Die Lyrik hat das Pathos mißbraucht wie keine andere Gattung. Das Zartbesaitete und das Grobgehackte teilen sich die Beute. Keine andere Gattung hat sich selbst in solche Nähe zu übelsten Politikerreden gebracht. Und immer ging dabei die Verführung vom Pathos aus. Vom Pathos und dessen Vermeidung, muß man hinzufügen; denn auch dort, wo alle Leidenschaftlichkeit, alle Ergriffenheit ausgetrieben ist, hat die Beute den Räuber besiegt. Die Qualität von Lyrik ließe sich unter anderem daran untersuchen, wie sie mit dem Pathos umgeht. Wovor fürchtet sich der Dichter? Davor, daß ihn seine eigene Ergriffenheit an der Nase herumführt; daß er ergriffen wird von nichts, daß er Begriff und Empfindung nicht auseinanderhalten kann – daß ihn seine eigenen Worte betrügen.

Leseprobe Werkausgabe
Kundeyt Şurdum: "Hier endet die Fremde" Werkausgabe

 

Ist dies einmal geschehen, bleibt Mißtrauen zurück, das die Liebe stört. Er schließt Versicherungen ab. Und damit ist eine Richtung eingeschlagen. Entweder er bläst die Empfindungen auf zum Pathetischen oder er treibt sie aus und endet bei in zerhackten Zeilen abgefaßten Leitartikeln. Einen dritten Weg in diese Richtung gibt es nicht. Welche Bilder werfen die Dinge auf unsere Sinne? Das sind Fragen – Wer? Was? Wo? Wann? Wie? – niemals die Frage: Warum? Die einen Fragewörter lassen Bilder entstehen, das andere gibt Antworten, aus Bildern können Gedichte entstehen, aus Antworten niemals. Warum heißt der Lockstoff des Pathetischen. Und er ist so verführerisch, weil Denken allemal leichter ist als Sehen. Es kann einer denkfaul gescholten werden, aber man kann einem nicht Sehfaulheit vorwerfen. Beim Denken kann einen der Fleiß retten, beim Dichten nicht. Kundeyt Şurdum findet in den Dingen das Erhabene, weil er an die Erhabenheit der Welt glaubt. Nur wer im Grunde von ihrer Niedrigkeit überzeugt ist, meint, den Dingen müsse der Atem eines Dichters eingeblasen werden.«

Auszug Nachwort von Michael Köhlmeier zum Gedichtband „Unter einem geliehenen Himmel“, in der Werksausgabe S. 403f


„Ich und die anderen“

Beitrag aus dem Buch zur Ausstellung "Gesine Probst-Bösch" im DOCK 20 Lustenau

Überlegungen zur Kunst von Gesine Probst-Bösch

Die erste Retrospektive zur Künstlerin Gesine Probst-Bösch (1944–1994): Geboren in Weimar, verbrachte sie ihr Leben in Wien, Vorarlberg und München. Ein Leben, das geprägt ist von großer Empfindsamkeit – und ihre Kunst eine beeindruckende Wesensschau, die mithilfe weniger Linien und geheimnisvoller Chiffren den Kern der Dinge ergründet. Papier ist dabei das bevorzugte Medium und das verbindende Element zwischen Literatin und bildender Künstlerin.

Nach dem Malereistudium schrieb sie Gedichte, Prosa und Hörspiele. Später schuf sie, in nur wenigen Jahren gegen Ende ihres Lebens, Gemälde und Zeichnungen. Sie zeichnen sich durch formale Reduktion aus, aber auch durch ihre Komplexität und einen Hang zur beinahe surrealen Kombination ungewöhnlicher Motive. Ein beträchtlicher Teil ihres OEuvres dreht sich um den menschlichen Körper.

Einen besonderen Stellenwert nehmen jene Arbeiten ein, in denen Körper und Objekte miteinander verschmelzen. […] Eine Figur trägt einen Gegenstand – vielleicht eine Wassermelone? – auf dem Kopf (Abb. 5); zwei andere scheinen mit Bäumen oder Stühlen – oder sind es Gefährte? – zu verwachsen (Abb. 6). Hybride aus Penis und Früchten ordnen sich patternartig auf der Bildfläche an (Abb. 7).

In vielen Zeichnungen und Gemälden der Künstlerin kommen Fragmente von Körpern vor, häufig in Kombination mit anderen Körperteilen: Ein Kopf, der nur einen Mund besitzt, schwebt auf weißem Grund. An Stelle des Ohrs trägt er eine Hand, die den Daumen aufwärts streckt. Brüste umzingeln ihn von drei Seiten (Abb. 1).

Die Abgeschlossenheit, die Separierung in einem eigenen Raum korrespondiert bei Probst-Bösch mit ihrer Erfahrung der Abgeschiedenheit in der Valduna, einer psychiatrischen Anstalt in Rankweil, wo sie 1988 war.13 Eingeschlossen, geschützt, beides? Eine Ambivalenz, die sich auch in den Arbeiten beobachten lässt.

Schwangerschaft und Geburt nehmen im umfangreichen OEu v re von Gesine Probst-Bösch eine besondere Stellung ein. Zahlreiche Zeichnungen zeigen Geburtsvorgänge: Abb. 15 und Abb. 16 etwa lassen ein Baby direkt aus der Vagina der Mutter stürzen oder purzeln;

Beitrag von Nina Schedlmayer

Gesamter Beitrag
Zur Publikation
Zur Ausstellung im DOCK 20 Lustenau


Nino Malfatti

Beitrag aus dem Buch zur Ausstellung

Der Alpinist und Maler Nino Malfatti im Gespräch mit Direktor Andreas Rudigier

"Die Malfattis können auf eine außergewöhnliche »europäische« Familiengeschichte zurückblicken, mit Verbindungen zu  prominenten Fürstenhäusern. Ihr Großvater Josef Malfatti (1863 bis 1946) stammte aus Cognola, das zur Stadt Trient gehört, wo Malfatti noch immer ein klingender Name ist, wie der Palazzo Malfatti oder die Via Bartolomeo Malfatti belegen. Und  Sie sind heute noch Grundbesitzer in Rumänien." (Andreas Rudigier)        

"Ich sage immer, dass ein Stein millionenfach addiert das Matterhorn ergibt. Also das ist eine reine Zufälligkeit. Natürlich ist das Matterhorn eine schöne oder eine interessante Form, aber das ist für mich weniger ausschlaggebend. Für mich ist die innere Befindlichkeit oder das Innenleben der Berge, nämlich das, was wir ohne  Horizont sehen, unglaublich wichtig. Und das ist dann schon fast  existenziell, also philosophisch, wenn man so will." (Nino Malfatti)

Im Berliner Atelier von Nino Malfatti/Fotos: Petra Rainer

"Wenn  ich mich auch nicht als guten Zeichner sah, so war ich überzeugt  davon, eines Tages ein guter Maler zu werden." (Nino Malfatti)

"Die Großmutter hatte sich mit Bildhauerei beschäftigt. [...] Mein Vater hatte auch eine künstlerische Ader, es gibt Gedichte von ihm. Mein Bruder Radu ist ein bekannter Jazzmusiker, ursprünglich Posaunist und seit Jahren Komponist. Ich habe mich auch als Musiker betätigt, mein Instrument ist aber das Schlagzeug. Als Twilight Stompers  aus Innsbruck sind wir in den sechziger Jahren bei Jazzfestivals aufgetreten, es gibt sogar Plattenaufnahmen." (Nino Malfatti)

Ausstellungsansichten/Fotos: Cornelia Hefel

"Als dann 2019 die Ausstellung tatsächlich zur beschlossenen Sache wurde, lief mir nicht nur die Glücks-Gänsehaut über den Rücken, sondern ich machte mich daran, im Atelier eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Zufrieden zählte ich etwa 40 zum Teil großformatige Werke von Vorarlberger Motiven. [...] Mit den nun für die Ausstellung geplanten Werken würden es 48 Arbeiten sein, also rund die Hälfte der ganzen Ausstellung." [99 Bilder insgesmat behingen schlussendlich die 17m hohen Atriumswände] (Nino Malfatti)  

Beitrag von Andreas Rudigier

Gesamter Beitrag

Zur Publikation
Zur Ausstellung


Schenkung Detlef Willand

Beitrag aus dem museum magazin No 30/2021

Ein Stuttgarter Sammler überlässt dem vorarlberg museum Werke des Kleinwalsertaler Künstlers.

Vor allem nach seiner 1962 erfolgten Rückkehr ins Haus auf der „Haldenhöhe“ (Kleinwalsertal) wuchs beständig sein historisches und volkskundliches Interesse an den traditionellen Bauformen des Walsertals. Detlef Willand sah schon bald die Gefahr, welcher die alten Häuser ausgesetzt waren: „Der Drang, viel Geld zu verdienen, war und ist mit einer Art Rücksichtslosigkeit verbunden. Rücksichtslosigkeit gegenüber der Natur, aber auch gegen die Kultur. Das wurde mir als Künstler immer bewusster.“ (Ds Huus, S. 12)

Anfang der 70er Jahre wurde Detlef Willand in die Hans-Thoma-Gesellschaft berufen, ein wichtiger Schritt, hatte er doch von da an einen guten Kontakt zu Sammlern geschaffen.

Sie sind wichtig für die Arbeit Willands, der stets auf Werbung verzichtete und deshalb stark von der Mundpropaganda lebte und lebt. Einer dieser Sammler, Günter Kurz aus Stuttgart, übergab nun seine Willand-Sammlung dem vorarlberg museum. Die Schenkung umfasst vorwiegend Bücher über die Arbeit des Holzschneiders, die als Vorzugsausgaben mit Holzschnitten zu verstehen sind, und daneben einige Einzelblätter.

Detlef Willand wurde 1935 in Heidenheim an der Brenz (Baden-Württemberg) geboren und wuchs im Kleinwalsertal auf. 1955 bis 1957 lernte er unter anderem beim Bildhauer Josef Henselmann in München, und war als Restaurator tätig. 1960 kehrte er ins Kleinwalsertal mit dem Ziel zurück, hier als Bildhauer tätig zu werden. Spätestens nach dem Brand seiner Werkstatt 1962, der ihm auch der Voraussetzungen für das bildhauerische Arbeiten beraubte, orientierte sich Willand über die Zeichnung zum Holzschnitt hin.

Inhaltlich wird deutlich, dass sich der Künstler in seinen Arbeiten vor allem mit den kulturgeschichtlichen Errungenschaften seiner Heimat Kleinwalsertal und mit einer zunehmenden Kritik im Umgang damit auseinandersetzt. 

Detlef Willand gab schon vor Jahren im Verlag Presse sein Lebenswerk, Erzeugnisse der Holzschnittkunst, unter dem Titel „Holzschneiden 1970–2005“ heraus.

Beitrag von Andreas Rudigier

gesamter Beitrag


Karl Sillaber und C4 Architekten

Beitrag aus dem museum magazin No 29/2021

Neues Bauen in Vorarlberg und Tirol (1960–1979)

Die Architekten Fohn, Pfanner, Sillaber und Wengler lernten sich 1959 bei einer Wettbewerbsteilnahme kennen und arbeiteten in den darauffolgenden Jahren in einer überregionalen Architektengemeinschaft mit Sitz in Bregenz und Innsbruck zusammen. Ihre avantgardistische Nachkriegsarchitektur zeichnet sich durch die Verwendung von Sichtbeton, dem großzügigen Einsatz von Fensterflächen und die durchdachte Anordnung einzelner Baukörper aus. Überdachte Außengänge dienen als Übergangszone zwischen Innen- und Außenraum und korrespondieren mit der umliegenden Landschaft. Bereits zu ihrer Entstehungszeit fanden die von C4 geplanten Gebäude über den Vorarlberger und Tiroler Architekturkontext hinaus österreichweite Beachtung, wie eine Vielzahl an Artikeln in Fachzeitschriften belegt.

Beitrag von Laura Fuchs

Gesamter Beitrag
Sonderausstellung "Karl Sillaber und C4 Architekten

Der Name C4 leitet sich aus dem Anfangsbuchstaben des Wortes Club sowie der Zahl 4 her, hinter der die Namen Max Fohn + Helmut Pfanner + Karl Sillaber + Friedrich Wengler stehen.


Kann denn Baden Sünde sein?

Beitrag aus dem museum magazin No 29/2021

Das Baden im Bodensee wird heute als sommerlicher Freizeitspaß erlebt und gelebt. Das war nicht immer so. In den vergangenen Jahrhunderten diente das Baden fast ausschließlich der Körperhygiene. Die Einhaltung von Sitte und Moral spielte dabei eine wichtige Rolle, weswegen das Baden in Bregenz ab dem 17. Jahrhundert strengen Regeln unterworfen war. Die Ausstellung „Kann denn Baden Sünde sein?“ erzählt die Geschichte der Bregenzer Badekultur vom 17. Jahrhundert bis in die 1980er Jahre.

Beitrag von Birgit Heinzle und Thomas Klagian
Ausstellung im Martinsturm Bregenz

Gesamter Beitrag

... "Das „wilde Baden“ konnte nur schwer unterbunden werden. Immer wieder beschwerten sich Zugreisende, dass sich Badende entlang der Bahnstrecke im Adamskostüm zur Schau stellen würden."


luxus – Depotfund römischer Terra Sigillata

Beitrag aus der Publikation "buchstäblich vorarlberg"

Auf dem Gute der »ehrwürdigen Klosterfrauen zu Thalbach« konnte der damalige Museumsvereinsobmann Samuel Jenny 1878 einen großen Bereich des damals noch weitgehend unbekannten Zentrums von Brigantium freilegen. Nach dem Nachweis eines 37 m langen Teilstücks der römerzeitlichen Hauptstraße konzentrierte er seine Untersuchungen auf die südlich anstoßende Bebauung, weil »so tief abgetragene Mauern, wie es jene nach dem See hin gelegenen sind, in keiner Weise die für ihre Durchforschung aufzuwendenden Mühen« lohnen. Schon wenig später legte seine Grabungsmannschaft das erste Gebäude des heute so bezeichneten Handwerker- und Händlerquartiers frei (einige wenige Mauern dieses Quartiers sind in der Unterkonstruktion des Seniorenheimes Tschermakgarten konserviert) und entdeckte zwischen »Kieselmauern« 1,35 m unter dem Rasen die oberste Stufe einer bis zu 137 cm breiten Treppenanlage aus »schön behauenen« Sandsteinquadern:

Beitrag von Gerhard Grabher, Archäologe am vorarlberg museum

Gesamter Beitrag


2000 Meter über dem Meer

Beitrag aus dem museum magazin 28 zur Ausstellung im Atrium, 27. März bis 27. Juni 2021

Im 23 Meter hohen Lichthof des vorarlberg museums darf man sich ab dem 26. März 2021 wie im Hochgebirge fühlen. In fünf Kapiteln schlägt dort die Ausstellung „2000 Meter über dem Meer. Vorarlberg, Silvretta und die Kunst“ eine Brücke vom Sammlungsschwerpunkt „Berge“ zu den künstlerischen Positionen, die das SilvrettAtelier Montafon, ein biennal stattfindendes Symposium im Hochgebirge, 2020 hervorgebracht hat. Für alle, die lieber zu Hause bleiben und dennoch auf Kulturgenuss nicht verzichten mögen, erscheint ein umfassender Katalog mit spannenden Beiträgen und einer Fotoserie von Gerhard Klocker.

Gerhard Klocker, Serie NOVA, 2020

Im Rahmen des SilvrettAteliers Montafon 2020 verbrachte Gerhard Klocker zwei Tage oberhalb der Baumgrenze und hielt diese Eindrücke mit einer analogen „Agfa Clack“ fest.

Die Motive sind als Postkarten zur freien Entnahme und kostenfrei zu versenden in der Ausstellung erhältlich.

Kunstbiennale SilvrettAtelier 5. September 2020, Fotos: Miro Kuzmanovic


Ein leises Spiel mit Farben.
Lichtinstallation von Miriam Prantl im Treppenhaus des vorarlberg museums

Interview aus dem museum magazin No 28/2021

Die Vorarlberger Künstlerin Miriam Prantl hat für das Stiegenhaus des vorarlberg museums eine Lichtinstallation geschaffen. Die Arbeit mit dem Titel „Farben/Lichter/ See“ erstreckt sich vom Erdgeschoss bis in den vierten Stock – ein leises Spiel mit Farben, die Lichtstimmungen am See nachempfunden sind.

Im Interview im museum magazin erzählt sie von der Bedeutung der Kunst für den Menschen und der Kulturgeschichte, von ihren Tanz- und Banderfahrungen und ihre Arbeit im Treppenhaus. 

Beitrag von Andreas Rudigier.

Zur Installation im Stiegenhaus

"[Was meinst Du mit „infrage gestellt“?] Zum einen ist der Individualismus schon zur Spitze getrieben worden, es muss wieder mehr auf andere geschaut werden …"

"Die Überwindung der Schwerkraft faszinierte mich sehr, ich wollte Tänzerin oder am besten Astronautin werden."

"Kunst muss frei bleiben, sie sollte eine Herzensangelegenheit bleiben."

"Als ich 1986 nach London bin, habe ich in einer neuen Band gespielt und der Stil hatte sich geändert, Punkelemente kamen dazu, die klassische Gitarre spielte jetzt auch eine Rolle."

"Die Farbe in den Raum zu bringen, ging dann über das Licht. Für mich ein konsequenter Weg."

"Als ich 1986 nach London bin, habe ich in einer neuen Band gespielt und der Stil hatte sich geändert, Punkelemente kamen dazu, die klassische Gitarre spielte jetzt auch eine Rolle."

Gesamtes Interview


fremd - werden, sein, bleiben

Beitrag aus der Publikation "buchstäblich vorarlberg"

„Fremd” waren und sind in Vorarlberg viele, die in der Vergangenheit hierher gekommen sind und – zu einem Teil – immer noch hier arbeiten und leben. Als fremd wurden und werden sie angesehen, behandelt, als fremd empfanden und empfinden sie sich wohl auch selbst. Das Fremde ist aber auch immer das Neue und umgekehrt: Wer oder was neu ist, ist uns zunächst fremd, mag sie, er oder es sich als gut und brauchbar oder böse und unnütz erweisen.

Ein Beitrag über Migration in Vorarlberg von Peter Melichar, Historiker am vorarlberg museum

Geamter Beitrag

Fotos von Nikolaus Walter

Die Bilder des Feldkircher Fotografen Nikolaus Walter liefern keine Antworten oder Lösungen. Sie machen aber sowohl kulturelle Differenzen als auch das gesellschaftliche Miteinander sichtbar, werfen einen ungeschminkten Blick auf das Andere, das Fremde, das ein Teil unserer Gesellschaft und damit von uns selbst ist. Die Bilder sind nicht belehrend, aber wenn man eine Lehre aus ihnen ziehen kann, dann ist es vielleicht die, dass es zuweilen sinnvoll ist, sich selbst zum Fremden zu machen, der auf das Eigene aus der Ferne blickt und dann Befremdliches sieht.

50 Fotografien wurden 2010 vom vorarlberg museum angekauft. Der Fotograf ist in der Sonderausstellung Sehen, wer wir sind mit einem Foto der Serie vertreten. 

Nikolaus Walter, geb. 1945 in Rankweil, Fotograf, lebt in Feldkirch. Arbeitete als Ansichtskartenfotograf in London, für Publishers Weekly in New York, die Stadt Bregenz, die Textildruckfirma Rueff in Muntlix, für die Vorarlberger Lebenshilfe, die Caritas Vorarlberg, die Bregenzer Festspiele, das Vorarlberger Landestheater, die Arbeiterkammer Vorarlberg und das Institut für Sozialdienste. Reisen durch Großbritannien, USA, Neuseeland, Frankreich, Spanien, Brasilien, Indien und Weißrußland. Von ihm gibt es zahlreiche Buchveröffentlichungen.


19 Krippen aus Vorarlberg
Eine neue Sammlung für das Landesmuseum

Beitrag aus dem Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Veranstaltungssaal, ab Dezember 2020

Eine Einführung in das Thema
Zum Begriff„Krippe“ Der evangelische Text spricht zentrale Motive der Krippendarstellung an: die Geburt des Kindes, die Existenz einer Krippe, in welcher das Kind einen Platz findet, die Verkündung an die Hirten und das Herbeieilen derselben zur Krippe. Der Begriff der Krippe dürfte in seiner ersten Bedeutung „graben, vertiefen“ gemeint haben, wobei die Grube zur Fütterung der Tiere eine Ableitung darstellt und zum anderen aber auch der geflochtene Futterkorb anzuführen ist. Die Futterkrippen sind über einen langen Zeitraum als geflochtene Behälter bekannt gewesen. Die Erklärung dafür geht auf den Umstand zurück, dass sich im Lauf der Jahrhunderte die germanische Wurzel kreb (flechten) in beide Richtungen, nämlich „Krippe“ und „Korb“, entwickelt haben soll.2

Beitrag von Andreas Rudigier

gesamter Beitrag

Was macht das Zebra vor der Krippe? - Krippenverein Götzis
Die Dorfkrippe in Götzis – lebensgroße Figuren und Tiere, gemalt auf planen Holzplatten in einem hölzernen Stall. 2019 bekommt die noch fast figurenleere Krippe vor Weihnachten besonderen Besuch –von einem Zebra; und sorgte damit für Schmunzeln ebenso wie für Stirnrunzeln. Emil Bell, der Mann hinter den Figuren, äußert sich nicht dazu, sein Zebra soll ein Rätsel und offen für Interpretationen bleiben. Aber wie kam es denn dahin?

Beitrag von Magdalena Venier im Gespräch mit Emil Bell und Willi Pröll

gesamter Beitrag

Zur Publikation "19 Krippen aus Vorarlberg"


Lichtbildner Werner Schlegel
– eine Entdeckung

Auszug aus der Publikation "Müßiggänger. Norbert Bertolini, ein Amateurfotograf zwischen den Kriegen"

Die Geschichte des in Vergessenheit geratenen und nun wieder ans Licht der Öffentlichkeit zu bringenden Bregenzer Fotografen Werner Schlegel beginnt mit Stevie Wonders großartiger Motown-LP „Signed Sealed & Delivered“ von 1970. Dieses feine Stück Soulmusik auf Vinyl erstand ich bei einem morgendlichen Flohmarktbesuch im Jahr 2016 für zwei Euro. Den weiteren Tag ließen mich die – ebenfalls auf dem kleinen privaten Markt stapelweise angebotenen – Schwarzweißfotografien in Gedanken nicht mehr los, sodass ich nochmals loszog, um kurz darauf mit mehreren orangeroten AGFA-Fotoschachteln aus dem Nachlass Werner Schlegels nach Hause zu kommen.

Werner Schlegel ist bis dato allenfalls AnsichtskartensammlerInnen ein Begriff, da er, und das war vermutlich eine seiner Haupteinnahmequellen als Berufsfotograf, die eigenen Stadt- und Landschaftsaufnahmen selbst verlegte. So findet man auf diesen Ansichtskarten bild- wie adressseitig den Autorenvermerk „Aufnahme und Verlag W. Schlegel Bregenz“.

Die Ausstellung „3-D um 1930“ über die Stereofotografien Norbert Bertolinis, im Frühjahr 2018 im vorarlberg museum, war dann für mich Anlass, meine mittlerweile auf mehrere tausend Einzelstücke angewachsene Sammlung (Negative, Positive sowie verschiedenste Dokumente) dem Museum, namentlich Kathrin Dünser zu zeigen. Schnell stellte sich heraus, dass die beiden, Bertolini, ein wohlhabender Privatier und begeisterter Hobbyfotograf und Schlegel, ein junger, sagen wir aufstrebender Berufsfotograf, zumindest zeitweise eng befreundet waren. Neben der Leidenschaft Fotografie teilten sie ihr Interesse am Ski- und Bergsport, die Faszination an Individualmobilität (Sportwägen, Motorräder), eine allgemeine Abenteuerlust und nicht zuletzt die nationalsozialistische Gesinnung.

Es ist nicht übertrieben, wenn man den nur 36 Jahre alt gewordenen Werner Schlegel als eine vielschichtige, auch widersprüchliche Persönlichkeit charakterisiert. Neben seinem Beruf und den erwähnten Leidenschaften war er kurzzeitig Zirkusdirektor, Afrikafahrer, Mitglied im Liederkranz, im Faschings- und Turnverein, Schriftführer im Verein für Münzkunde, Ehemann und Vater, Innungsmeister, Mitglied der NSDAP und SA sowie Soldat im Zweiten Weltkrieg.

Im [Beitrag] soll, nach einem biografischen Überblick, vor allem sein facettenreiches fotografisches Œuvre anhand einiger Bildbeispiele vorgestellt werden. Abschließend werden die bis dato gesammelten Fakten zur politischen Person Werner Schlegels, mitsamt Bildbeispielen des „NS-Fotografen“, vorgelegt.

Beitrag von Arno Gehrer

gesamter Beitrag
Zur Publikation "Müßiggänger. Norbert Bertolini, ein Amateurfotograf zwischen den Kriegen"


Kein Stern stört den Anderen

Auszug aus dem museum magazin No 26/2020

Vergeblich bot der Autodidakt Otmar Burtscher (1894­­­–1966) zu Lebzeiten seine Bilder in Sonntag, der Heimat seiner Familie, zum Verkauf an. Nun lädt eine Sonderausstellung des Museums Großes Walsertal zwei Sommer lang zur Auseinandersetzung mit seiner Kunst ein. Neben den Werken, die Kenner*innen sowie Kolleg*innen der malenden Zunft bis heute staunen lassen, stellt Kurator Willibald Feinig einen schwer kriegsverletzten Menschen in den Mittelpunkt, der für die Kunst gelebt hat. Für die einen war der in Altach wohnende Mann mit dem Walserhut „dr‘ närsch Otmar“, andere sahen in ihm einen Philosophen und „Propheten der einfachen Lebenskultur“.

Beitrag von Monika Kühne im museum magazin, Ausgabe 25/2020

gesamter Beitrag


Löcher, die nicht einmal der Schnee zudeckt

Auszug aus dem museum magazin No 26/2020

„Es hat die ganze Nacht geschneit. Am Morgen ist nichts mehr zu sehen von den Trümmern, dem Gerümpel, von Chaos und Dreck. Alle Unregelmäßigkeiten, jede Unübersichtlichkeit ist verschwunden. Eine dicke Schneedecke hat sich über die Ansammlung im Hinterhof gelegt und alle Ecken und Kanten mit ihren sanften Formen bedeckt. Kein Schmutz mehr. Nichts, das stört. Sogar der Lärm fehlt. Alles liegt in dumpfer Stille. Die vereinzelten schwarzen Löcher, die wie klagende Mäuler in der weißen Landschaft klaffen, können die Idylle kaum trüben.“ So beginnt das fünfte und letzte Kapitel im Begleitband zur Ausstellungsreihe „Bespielung  2. OG“. Text: Kathrin Dünser

Beitrag von Kathrin Dünser im museum magazin, Ausgabe 26/2020

Zur Ausstellung

museum magazin No 26/2020


Erstmals in seiner langen Tradition steht hinter dem Jahrbuch ein Herausgeberteam
von Fachfrauen und Fachmännern verschiedenster Disziplinen. Darüber hinaus wurde Raum für Neues geschaffen: In einer eigenen Rubrik werden erstmals Bilder und Objekte mit kurzen Texten in ihren lebensweltlichen Bezügen
präsentiert.

Zur Publikation


Kristberger Flügelaltar wieder vollständig

Auszug aus dem museum magazin No 25/2020

Vernissage "Die 14 Nothelfer. Das himmlische Versicherungspaket", Foto: Cornelia Hefel

Der Kristberger Flügelaltar sorgt für einen emotionalen Höhepunkt nach dem anderen! Die Erwerbung dieses Prunkstücks Vorarlberger Kunstgeschichte Ende des Jahres 2015 war die eigentliche Sensation: Das Werk süddeutscher Altarbau- und Schnitzkunst der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gehörte seit jeher zu den herausragenden kulturgeschichtlichen Objekten des Landes, auch wenn der Altar nur mehr aus einer historischen Ansicht und historischen Beschreibungen bekannt war.

Die Geschichte seiner ‚Ausreise‘, die Versuche, den Altar zurückzukaufen sowie die nun endlich gelungene Rückerwerbung machen einen nicht zu unterschätzenden Teil seiner Bedeutung aus.

Die Ausstellung des Altars in der Kristberger St. Agatha Kapelle im vergangenen September, nach zumindest 140-jähriger Abwesenheit, ließ die Emotionen ein weiteres Mal hochgehen. Und nun das: Die fehlende beziehungsweise die vermutlich in den 1960er Jahren ausgetauschte Figur des hl. Georg (Schreinmittelfigur) kann nun ab 6. März diesen Jahres wieder mit dem Kristberger Flügelaltar vereint werden. Damit findet eine der spannendsten „Kunstgeschichten“ ihren hoffentlich endgültigen Abschluss.

Beitrag von Andreas Rudigier im museum magazin, Ausgabe 25/2020


Unter Tage

Auszug aus dem museum magazin No 25/2020


Müßiggänger. Norbert Bertolini, ein Amateurfotograf zwischen den Kriegen

Beiträge aus der Publikation zur gleichnamigen Ausstellung

Historische Fahrzeuge, ein finnischer Riese, die Olympischen Winterspiele – Norbert Bertolinis Fotografien geben eindrucksvolles Zeugnis eines gehobenen bürgerlichen Lebens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus einer betuchten Vorarlberger Familie stammend, ist Bertolini (1899–1982) wohl im besten Sinne als Müßiggänger zu beschreiben: Hobbys, die den Alltag bestimmten, Reisen, die angenehme Abwechslung waren – und eine Vorliebe für kreative Albereien, die für die Ewigkeit festgehalten wurden. Denn als leidenschaftlicher Amateurfotograf war eine Kamera sein steter Begleiter.

Informationen zur Publikation

Das Buch ist beim Residenz Verlag  bestellbar.


Reinhold Luger.
Grafische Provokation

Beiträge aus der Publikation zur gleichnamigen Ausstellung

„Mein Credo: Die Formen des täglichen Lebens künstlerisch durchdringen, die Probleme des Auftraggebers zu meinen eigenen machen und dafür die beste Lösung in Form und Farbe finden.“ — Reinhold „Nolde“ Luger, 1967 zur Eröffnung seines ersten Ateliers.

Ein Buch über einen außergewöhnlichen Gestalter: Reinhold Luger gehörte zu den Anführern der kulturellen Protestbewegung in den 1970er-Jahren in Vorarlberg und lieferte stets gleich die passenden Drucksorten mit: bissige Plakate, Illustrationen und Flugblätter. Später zählen zu seinen Auftraggebern unter anderem die Bregenzer Festspiele und die Stadt- und Landbusflotten Vorarlbergs.

Mit Beiträgen und Interviews von Markus Barnay, Robert Fabach, Thomas Feurstein, Köbi Gantenbein, Andreas Koop, Christian Maryška, Werner Matt und Alfred Wopmann.

Informationen zur Publikation

Das Buch ist beim Birkhäuser Verlag (Degruyter) bestellbar.


sichten II. vorarlberg museum Juli 2016 bis Juni 2019

Einsichten in die Museumsarbeit

Andreas Rudigier, Bruno Winkler (Hg.):
Einleitung

Andreas Rudigier:
Das vorarlberg museum zwischen 2016 und 2019

Angelika Wöß:
Jugend – Kultur – Mode. Ein Projekt

Sichten II rekapituliert die vergangenen Ausstellungen, Veranstaltungen und Kooperationen in Berichten der Herausgeber, Museumsmitarbeiter*innen und Kooperationspartner*innen.

Informationen zur Publikation

Das Buch ist im Eigenverlag erschienen und kann nach Wiedereröffnung im Museumsshop gekauft werden.


Die 14 Nothelfer.
Das himmlische Versicherungspaket

Beiträge aus der Publikation zur gleichnamigen Ausstellung

Schaurige Drachen oder hohe Türme, übermenschliche Kräfte, Feuer, Blut, Qualen und Heldenmut – all dies begleitet die Legenden um die 14 sehr unterschiedlichen Heiligen, die seit dem Spätmittelalter zu einer Art himmlischer Bündelversicherung zusammengeschlossen, gemeinsam angerufen und verehrt wurden. Wer zu den Nothelfern gehört? Da wären der hl. Christophorus, der hl. Achatius, der hl. Ägidius, die hl. Barbara, der hl. Blasius, der hl. Cyriacus, der hl. Dionysius, der hl. Erasmus, der hl. Eustachius, der hl. Georg, die hl. Katharina, die hl. Margareta, der hl. Pantaleon und der hl. Veit.

Ein Buch, das spannend und auch mit einigem Humor Geschichte, Entwicklung und Praxis der Heiligenverehrung erläutert und anschließend die einzelnen Heiligen und ihre Eigenheiten vorstellt. Verschiedene Beispiele aus Vorarlberg zeigen, wie die religiöse Praxis der 14 Nothelfer Gestalt annahm und sich die Nöte der Betenden in den ansprechenden Bildern konkretisierte.

Informationen zur Publikation

Das Buch ist über den Tyrolia Verlag bestellbar.